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Hans-Christian Ströbele
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Frage von Jigal B. •

Frage an Hans-Christian Ströbele von Jigal B. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Lieber Christian Stroebele,

von 1905 bis 1907 tobte im heutigen Tansania, dem damaligen Deutsch-Ostafrika, der Maji Maji Krieg, ein Kolonialkrieg, an dessen Folgen weit ueber 100.000 Menschen starben. Im Herbst 2005 fand zum hundertjaehrigem Jahrestag dazu eine Gedenkveranstaltung in Berlin statt, auf der Sie eine beeindruckende Rede ueber die Verantwortung Deutschlands fuer seine Kolonialgeschichte hielten.
Der Deutsche Bundestag hatte sich damals schon mit dem Voelkermord an Herero und Nama in Namibia beschaeftigt. Sie kuendigten an, das Thema des Maji Maji Krieges auch in den Bundestag einbringen zu wollen. Im Jahr 2005 sei das jedoch wegen des Bundestagswahlkampfes nicht moeglich gewesen, so fuehrten Sie nach meiner Erinnerung weiter aus.
Da ich seit 2006 in Tansania lebe, konnte ich nicht genau weiterverfolgen, wie sich die Diskussion entwickelt hat. Wurde der Maji Maji Krieg im Bundestag behandelt? Planen Sie in Zukunft noch politische Aktivitaeten zum Maji Maji Krieg oder zur deutschen Kolonialvergangenheit?

Vielen Dank fuer die Beantwortung meiner Fragen.
Mit herzlichen Gruessen vom Kilimanjaro

Jigal Beez

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Lieber Jigal Beez.

Zu recht weisen Sie auf die Verantwortung und die schwere Schuld hin, die Deutschland mit dem Kolonialkrieg in Tansania und den dabe begangenen Verbrechen auf sich geladen hatte. Richtig ist auch, daß wir über die Möglichkeit gesprochen hatten, ähnlich wie zum Jahrestag des Massenmordes an den Völkern der Herero und Nama in Namibia auch zu Maji Maji-Aufstand in Tansania einen Antrag im Bundestag einzubringen, dies ist bisher aber daran bescheitert, daß von anderen Fraktionen, die auch angesprochen werden sollten, kein Signal für eine Unterstützung eines solchen Antrages gekommen ist. Wir waren uns in der Besprechung bei mir einig, daß nur dann, wenn begründete Aussicht für eine Mehrheit für einen halbwegs vertretbaren Antrag besteht, der eindeutig die Übernahme der Verantwortung für die Verbrechen enthält und die Fakten benennt, die Einbringung sinnvoll ist. Nach den Erfahrungen mit dem Namibia-Antrag wollten wir nicht Gefahr laufen, daß der Antrag abgelehnt wird oder nur ein verwässerter zustandekommt. Das wäre schlechter als gar kein Antrag. Aber vielleicht ist das vorsaussichtliche Wahljahr 2009 diesmal doch der bessere Zeitpunkt. Entscheidend wäre, bei den andere Fraktionen eine Bereitschaft zum Mitmachen zu erreichen.

Mit freundlichem Gruß
Ströbele