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Hans-Christian Ströbele
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Frage von Frank S. •

Frage an Hans-Christian Ströbele von Frank S. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Stroebele,

in der Presse finden sich Aussagen von Energieerzeugern u.a. RWE, dass neue KKW´s in Nachbarländern gebaut werden sollen und die Bundesrepublik ihren steigenden Strombedarf teilweise aus diesen Kraftwerken beziehen soll.
http://www.welt.de/wirtschaft/article1891521/RWE_setzt_auf_Atomstrom_durch_die_Hintertuer.html

Was werde die Grünen im Bundestag unternehmen, um diese Vorgehen zu unterbinden.

Es grüßt aus der Bundestadt
Frank Schmidtbauer

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Schmidtbauer,

Etwas spät beantworte ich Ihre Zuschrift. Mein Mitarbeiter mußte erst Informationen einholen.

1. Die Atomkonzerne machen zurzeit enormen Druck, ihre alten Atommeiler in Deutschland weiter laufen zu lassen. Das sichert ihnen pro Tag und AKW bis zu 1 Mio. an zusätzlichen Gewinnen. Druckmittel ist die Behauptung einer Stromlücken, die aber zweifelhaft ist. (mehr Infos: http://www.gruene-bundestag.de/cms/energie/dok/222/222221.die_atomtrickser.html und http://www.gruene-bundestag.de/cms/energie/dok/230/230545.die_stromlueckenluege.html )

2. Zum Repertoir gehört auch die Drohung, im Ausland neue AKW zu bauen, oder sich daran zu beteiligen. Grundsätzlich sind solche Vorhaben von der deutschen Politik nicht vollständig zu unterbinden. Die Belieferung deutscher Haushalte mit Atomstrom aus dem Ausland ist allerdings zurzeit nicht erforderlich. Deutschland exportiert netto Strom, vor allem auch wegen des massiven Ausbaus der erneuerbaren Energien konnte im Jahr 2006 und 2007 neue Rekorde im Export erzielt werden.

3. Der Bau neuer Atomkraftwerke in Europa wird zwar häufiger angekündigt. De facto ist er jedoch ökonomisch hochgradig riskant, von den Gefahren für Mensch und Umwelt ganz zu schweigen. Zurzeit gibt es nur einen einzigen Neubau, in Okuluoto, Finnland, an dem auch Siemens beteiligt ist. Das Engagement wird zunehmend zum Problemfall. Die Fertigstellung verzögert sich seit Jahren und die Kosten sind inzwischen doppelt so hoch wie geplant (mehr Infos: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,544340,00.html )

4. Dass die Ankündigungen der Atomlobby Realität werden, ist unwahrscheinlich. Dessen ungeachtet wollen wir den Netzausbau in Europa so voranbringen, dass Strom aus erneuerbare Energien statt Atomstrom über die Grenzen hinweg verteilt wird. Ein Instrument dazu ist z. B. der Aufbau eines europäischen Gleichstromnetzes.

Mit freundlichen Grüßen
Ströbele