Frage an Hans-Christian Ströbele von Ralf-Michael L. bezüglich Gesundheit
Moin Herr Ströbele,
ich bin Arzt und Beisitzer im Kreisvorstand und im Ortsvorstand von Bündnis 90/Die Grünen in Aurich.
Wir Grünen sollten uns für eine saubere und lebenswerte Umwelt einsetzen. Sich für Tabak zu engagieren wie Frau Tritz es tut gehört nicht dazu, sondern bedeutet das Gegenteil von grüner Politik.
Würde Frau Tritz aus der Partei geschmissen, wenn sie sich für den Ausbau von Atomkraftwerken engagierte? Wieviele Leute sind letztes Jahr an den Folgen der Atomenergienutzung in Deutschland gestorben?
140.000 Menschen starben am Tabak (jährlich 110.000 bis 140.000 in Deutschland). Manche (mindestens 3300) sterben, weil sie zwangsmitrauchen müssen. Tabakrauch ist der größter Innenluftverschmutzer. Und als Arzt kann ich Ihnen versichern: Viele der "aktiven" Raucher rauchen nicht aus Vergnügen, sondern weil sie süchtig gemacht wurden. Tabakwerbung, ein die Sucht verstärkendes Zigarettendesign incl. 600 Zusatzstoffe, Politikerkorruption seitens der Tabakindustrie seien einige Stichworte.
Frau Tritz setzt sich dafür ein: Daß Kinder mit dem Rauchen anfangen und es ihr Leben lang nicht mehr sein lassen können. Daß die Hälfte von ihnen an einer tabakbedingten Krankheit sterben (häufig krepieren) wird. Daß in armen Ländern Tabak statt Lebensmittel angebaut werden und Menschen dort auch noch neuerdings mit Tabakwerbung drangsaliert werden (Herr Thilo Hoppe aus Aurich wird Ihnen aus Bangladesh berichten können).
Mit (freundlichen) grünen Grüßen
Michael Lübbers
PS
Die Grünen sollten übrigens aufhören, neoliberale Politik zu betreiben (Agenda 2010), siehe Buch Machtwahn von Albrecht Müller, was ich jedem nur empfehlen kann.
Sehr geehrter Herr Lübbers.
Die Folgen des Zigarettenkunsums sind mir bekannt. Ich teile Ihre Sorge um die Gesundheit der Raucherinnen und Raucher. Deshalb fehlt mir jedes Verständnis dafür, daß für das Zigarettenrauchen geworben werden darf und durfte und das auch in öffentlich rechtlichen Medien. Wir Grünen setzen uns für den Nichtraucherschutz und ein Werbeverbot für Zigaretten ein.
Mir ist nicht bekannt, daß Marianne Tritz sich dafür einsetzt, Kinder sollen das Rauchen anfangen und es ihr Leben lang tun. Ich weiß nicht, wie Sie zu dieser Meinung kommen.
Im übrigen bleibt es dabei, daß für Parteiauschlußverfahren die Kreis- und Landesverbände der Mitglieder zuständig sind. Zur recht sind Die Grünen äußerst zurückhaltend mit Disziplinarmaßnahmen gegen Mitglieder der Partei, insbesondere mit Ausschlußverfahren. Das private Verhalten oder auch die berufliche Tätigkeit von Mitgliedern der grünen Partei unterliegt in der Regel nicht der Beurteilung der Parteischiedsgerichte, jedenfalls nicht soweit es sich im Rahmen der geltenden Gesetze hält, selbst wenn es ungrün sein sollte. Deshalb können nicht nur Kettenraucher, Tabakanbauer und Händler, Mitarbeiter in AKWs und AKW-Betreibergesellschaften, Beschäftigte in Hühnerbatterien, Autorennfahrer und Energieverschwender wie die Halter von großen Autos mit einem Verbrauch von 40 Liter auf 100 km einfache grüne Mitglieder sein.
Mit freundlichem Gruß
Ströbele