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Hans-Christian Ströbele
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Frage von Susanne F. •

Frage an Hans-Christian Ströbele von Susanne F. bezüglich Gesundheit

Salvia divinorum (Zaubersalbei) kurz vor dem Verbot

Sehr geehrter Herr Ströbele
Immer mehr Pflanzen finden Einzug ins BtMG. Schlimmstenfalles - und das ist hier der Fall - ohne jegliche medizinisch erhobene Dringlichkeit die darlegen könnte, das keinerlei Heilungseffekte von solch Pflanzen ausgehen. Es werden lediglich die Inhaltsstoffe zur Grundlage des Verbotes herangezogen. Dabei spielt es keine Rolle welch ethnischer Herkunft sie entspringen. Ich habe den dringensten Verdacht, das es sich bei einem Verbot immer um Pflanzen handelt die bislang medizinisch nicht auf ihre Wirkung geprüft wurden. Weiters verdächtige ich hier das, evtl. vorhandene Wirkungen die heilend sein könnten, für die Wirtschaft kommerzialisiert werden. Sprich: Sie verschwinden vom Markt und man muss sich der Chemie unterwerfen; sprich teuer für Heilung bezahlen.
Es erinnert mich sehr stark an ein Jahrhundert in dem es dem nideren Volk nicht mehr erlaubt war Volksmedizinisch vorzugehen. Ein Schelm wer böses dabei denkt..
Ich sehe hier eine ernstzunehmende Gefahr auf uns zukommen die dauerhaft gesehen das Berufsfeld Ethnomedizin und das der Alternativmediziner in Frage stellt.
Wie können wir dem nur entgegenwirken?

Mit freundlichen Grüßen
Susanne

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Frederiksen.

Zaubersalbe kenne ich nicht. Ich weiß auch nicht, warum sie verboten werden sollte.

Ihre Wahrnehmung teile ich auch sonst so nicht. Es gibt doch unendlich viele Pflanzenstoffe, von denen sich Menschen die Heilung oder Linderung von Leiden versprechen, die Sie in der Apotheke oder auf dem Markt hier oder in ihren Herkunfstländern erwerben können, ohne daß Sie jemand oder ein Gesetz oder ein Konzern daran hindert. Sie können auch Pflanzen selbst sammeln oder anbauen und dann essen oder sonstwie etwa als Tee zu sich nehmen. Selbst giftige Pflanzen oder Pilze wachsen und können geerntet werden.
Ein Verbot ist nur unter engen Voraussetzungen möglich, etwa daß die Einnahme Pflanzensubstanz zu einer gefährlichen Sucht führt. Ob das auch bei der Zaubersalbe der Fall ist, kann ich nicht beurteilen.

Recht haben Sie allerdings damit, daß viele Verbote nicht nur unverhältnismäßig und unsinnig, sondern auch ideologisch motiviert sind, wie etwa das Verbot der Hanfpflanze.

Recht haben Sie auch damit, daß sich Pharmaziekonzerne weltweit immer mehr pflanzliche Heilstoffe patentieren lassen, um sich damit das alleinige Nutzungsrecht zu sichern und andere von der Nutzung auszuschließen, sei es, um ein Konkurrenzprodukt vom Markt nehmen zu können, sei es, um einen neuen Heilstoff selbst lukrativ zu vermarkten. Deshalb bemühen wir uns, nicht gerechtfertigte, mißbräuchliche Verbote wie für den Hanf zu beseitigen und die Patentiermöglichkeiten einzuschränken. Das kann aber letztlich nur erfolgreich sein, wenn es zu internationalen Vereinbarungen kommt.

Mit freundlichem Gruß
Ströbele