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Hans-Christian Ströbele
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Frage von Horst B. •

Frage an Hans-Christian Ströbele von Horst B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Ströbele,

in den Tageszeitungen wurde diese Woche berichtet, dass 40% der in
Deutschland lebenden Muslime gewaltbereit seien.

http://www.welt.de/politik/article1478928/Grosse_Gewaltbereitschaft_unter_jungen_Muslimen.html

Überrascht Sie dies oder haben Sie dies erwartet?

Stimmen Sie mir zu, dass die multikuturelle Gesellschaft eine Illusion bleibt und dass wir in Zukunft bei der Zuwanderung strengende Maßstäbe anlegen müssen?

Wie sehen Sie den heutigen Bericht in Bezug auf die Verschiebung der Einwohneranteile zwischen Nicht-Muslimen und Muslimen aufgrund der demographischen Entwicklung?

Viele Grüße,

Horst Brede

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Brede.

Nein, ich stimme Ihnen nicht zu.
Multikulturelles Zusammenleben, das als positiv erlebt wird, gibt es in vielen Städten in Deutschland durchaus, wenn auch leider nicht überall. Damit die multikultuerelle Gesellschaft verwirklicht ist, müssen beide Seiten noch viel tun, die die deutscher Herkunft sind genauso wie die Zugewanderten. Zuwanderung ist nicht nur eine Belastung für die Gesellschaft, sondern war schon immer auch Bereicherung.

Die Maßstäbe für die Zuwanderung sind heute eher zu streng. Legale Zuwanderung ist fast gar nicht mehr möglich, vor allem nicht für weniger qualifizierte Personen und für Menschen von außerhalb Europas und den USA. Ich möchte dies ändern. Ich halte das für ungecht angesichts der Tatsachen, daß die deutsche Bevölkerung in der Vergangenheit immer für sich in Anspruch genommen hat, zu Hundertausenden in andere Länder auszuwandern, wenn die Lebensbedingungen in Deutschland für viele perspektivlos erschienen

Eine Bedrohung durch die Bevölkerungsentwicklung von Muslimen und nicht Muslimen in Deutschland sehe ich nicht. Solche Berichte schüren unverantwortlich zu Ängste in der Bevölkerung. Im übrigen weise ich auch in diesem Zusammenhang darauf hin, Europäer und Christen haben seit Jahrhunderten ohne jegliche Skrupel andere Kontinente - nicht nur Amerika und Australien - bevölkert und christianisiert, so daß von der ursprünglichen Bevölkerung und den dort traditionell vorhandenen Religionen nicht viel übrig geblieben ist.
Niemand kann wollen, daß sich auch nur Ähnliches wiederholt. Angesichts dieser Fakten schienen mir ein wenig mehr Bescheidenheit und weniger große Worte angemessen, wenn aus anderen Kontinenten jetzt Menschen in Europa Zuflucht suchen oder andere auch nur ihr Glück hier bei uns suchen, auch wenn sie anderen Glaubens sind und für ihren Glauben werben.

Mit freundlichem Gruß
Ströbele