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Hans-Christian Ströbele
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Frage von Roman B. •

Frage an Hans-Christian Ströbele von Roman B. bezüglich Wirtschaft

Herr Ströbele,

bezugnehmend auf Ihre Antworten vom 31.10.07 auf die Fragen des Herrn Stelzer muss ich ihnen ein Amateur- Laienhaftes Verständnis für „Energiepolitische Sachverhalte“ unterstellen, was übrigens auch auf ca. 99% Ihrer Politiker-Kollegen im Bundestag zutrifft. Zu Ihrer Information: Kein Privatmann oder Firma würde eine Solaranlage bzw. Windkraftanlage mit der Zange anfassen, wenn diese nicht in diesem erheblichen Maße staatlich gefördert werden würde.

Wie sehen Sie die Zukunft dieses Landes als „Industrienation“ wenn wir nicht mehr die Grundlast durch Nuklearenergie hätten und uns auf Wind – oder Solarenergie stützen müssten?

WO und in welchen AKW´s in Deutschland waren in den letzten Jahren „kritische“ Situationen. Hierzu zählt für mich nicht eine eingefrorene Wasserleitung oder ein Transformator-Brand außerhalb des Kontrollbereiches.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Baumgärtner.

Sie vergessen die Energiegewinnung aus Wasser- oder Biokraftwerken. Gerade letztere haben in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung zugenommen. Der Bauer, bei dem ich im Sommer Urlaub mache, hat früher von den mageren Erlösen aus dem Verkauf der Milch seiner über hundert Kühe sich und seine große Familie ernähren müssen. Heute übersteigt das Einkommen aus dem Betrieb von zwei Biogasanlagen das aus den Erlösen des Milchverkaufs. Außerdem wird es noch für einige Zeit die Kraftwerke geben, die mit nicht erneuerbaren Stoffen betrieben werden. Leider. Alle zusammen können die Grundlast aufbringen.
Wäre rechtzeitig und früher nur ein Bruchteil der Milliarden an Steuermitteln, die zur Förderung der Atomenergie ausgegeben worden sind, zur Weiterentwicklung und Förderung der erneuerbaren Energieträger ausgegeben worden, wären die herkömmlichen Kraftwerke viel eher überflüssig gewesen. Was versäumt wurde, müssen wir jetzt nachholen.

In einem Punkt haben Sie recht. Ich bin kein Experte in Fragen der Sicherheit und Sicherheitsmängel der Atomkraftwerke. Aber ich weiß, daß in Deutschland in den letzten Jahren und Monaten immer wieder Atomkraftwerke abgeschaltet werden mußten wegen offenbar erheblicher Störfälle. Daraus und aus den Mitteilungen von Experten, die diese Störfälle beurteilt haben, schließe ich, daß es gravierende Risikosituationen gegeben hat. Und soviel Wissen habe ich dann auch wieder, daß ich beurteilen kann, ein einziger Störfall, der zum GAU wird, reicht, um große Teile Deutschlands unbewohnbar zu machen (siehe Tchernobyl). Wir sollten es deshalb nicht drauf ankommen lassen.

Mit freundlichem Gruß
Ströbele