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Hans-Christian Ströbele
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Frage von Josef R. •

Frage an Hans-Christian Ströbele von Josef R. bezüglich Recht

Sehr geehrter Herr Ströbele,

in einer Antwort weiter unten schreiben Sie:

"Mit dem Leben von Mohammed und mit dem, was er bei welcher Gelegenheit in seinem Leben gepredigt hat, habe ich mich nicht befaßt. Mir fehlt auch die Zeit, dies zu tun." [Antwort vom 10.6.2007 an Herrn Bachem, Anm. d. Red.]

Wie kann man den Islam als friedlich bezeichnen, wenn man sich nicht die Zeit nimmt bzw. die Mühe macht, sich darüber zu informieren?

Außerdem setzen Sie das Christentum mit dem Islam gleich. Wie kommt es dann, dass in allen christlichen Staaten sich Muslime frei ausbreiten können, und sogar noch gefördert werden (Moscheebau) während sie in 99% aller islamischen Länder verfolgt oder behindert werden?

Mit freundlichen Grüßen
Josef Raddy

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Raddy.

Ein Urteil über den Islam kann und will ich mir nicht erlauben, weil ich mich mit dieser Religion zu wenig beschäftigt habe. Das betone ich bei jeder Gelegenheit. Deshalb weiß ich auch nicht, ob diese Religion weniger oder mehr friedlich ist als das Christentum. Es bleibt auch völlig unklar, nach was Sie beurteilen wollen, ob eine Religion friedlich ist oder nicht. Kommt es auf die alten Bücher an oder auf die Lehren heute. Oder geht es nach der Praxis derer, die nach den Lehren der Religion leben, oder gar derer, die sich auf die Religion berufen, zu Recht oder zu Unrecht ?

Beurteilen kann ich, ob zuverlässige Fakten vorliegen, die belegen können, daß der Islam als Weltreligion gefährlich oder unfriedlich ist. Solche Tatsachen kenne ich nicht. Also gehe ich davon aus, daß der Islam nicht gefährlich und nicht unfriedlich ist. Zumal wenn die weitaus meisten Moslems angeben, daß ihr Glaube zutiefst friedlich ist.

Ich komme gerade aus Äthiopien, einem Land, in der die knappe Mehrheit der Bevölkerung dem christlichen Glauben anhängt und ca 45 % dem islamischen Glauben. Die Vertreter aus Regierung und Bevölkerung in der Hauptstadt, mit denen ich in den drei Tagen meines Aufenthalts gesprochen habe, haben von vielen unendlich großen Problemen in diesem Land berichtet, aber alle haben übereinstimmend betont,daß das Zusammenleben der Bevölkerung der beiden Religionen unproblematisch sei. Und morgens wurde ich im Hotel sehr früh dadurch geweckt, daß islamische Geistliche über die ganze Stadt per Lautsprecher ihre religiöse Botschaft verkündet haben. Genau dies haben aber christliche Geistliche ebenso getan. So waren die Stimmen beider Religionen lautstark nebeneinander vertreten. Eine Art und Weise der christlichen Glaubensverkündung, die ich aus Europa nicht kenne. Möglicherweise wurde dieser vom Islam übernommen.

Und ich habe im Rahmen der Diskussionen über die Einführung eines islamischen Feiertages in Deutschland eine Untersuchung dazu anfertigen lassen, in wieviel Ländern mit überwiegend islamgläubiger Bevölkerung es christliche Feiertage gibt. Zu meiner eigenen Überraschung haben nicht weniger als 18 Staaten mit islamischen Bevölkerungsmehrheit ein oder mehrere christliche Feiertage als amtliche Feiertage. So etwa das größte und bevölkerungsreichste islamische Land, Indonesien, mit über 95 % Moslems, in dem es drei christliche Feiertage gibt. Eine solche staatliche Anerkennung des christlichen Glaubens spricht für Toleranz und Anerkennung des christlichen Glaubens der christlichen Minderheit von ca. 3 % der Bevölkerung in Indonesien.

Mit freundlichem Gruß
Ströbele