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Hans-Christian Ströbele
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Frage von Hans-Dieter B. •

Frage an Hans-Christian Ströbele von Hans-Dieter B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Mohammad war Religionsstifter, Prophet, Kaufmann, Heerfüher und Feldherr sowie Politiker und Ideologe in Personalunion. Er hat seine Religion als Kampf gepredigt und das auch vorgelebt. Er hat u.a. das Judentum auf der arab. Halbinsel ausgelöscht und Massaker angeordnet. Im Koran gibt es 206 Stellen, die zur Gewalt gegen "Ungläubige" aufrufen!

War er in Ihren Augen der gütige und warmherzige Mensch - wie ihn die Muslime sehen - oder sehen Sie das distanzierter?

Seit Mohammed erhebt der Islam den Universalanspruch. Und seit Harun al-Rashid gilt die Doktrin, dass sich das "Haus des Islam" auf Kosten des "Gebiets des Krieges" zu erweitern habe, bis dieses verschwunden sei; angesichts dieses Zieles dürfen alle Vereinbarungen mit den "Ungläubigen" nur taktischer Natur sein! Wie ist dies mit dem großzügigen Gast- und Aufenthaltsrecht zu vereinbaren, das mittlerweile rd. 15 Mio. Muslimen in der EU gewährt wird?

Wie ist der Djihad - die Verpflichtung jedes gläubigen Muslim zur Ausbreitung des Islam - was auf friedlichem Weg geschehen kann, wie z.B. Moscheebau in den Ländern der Ungläubigen, Islam-Unterricht an Schulen, die Verbreitung des Korans, aber auch in Form von Gewalt - mit militärischen Mitteln oder mit Terror - mit unserer modernen, globalisierten Welt in Einklang zu bringen. Gefährdet der politische Islam die Weltordnung?

Wieso betrachten die Muslime ehemals eroberte und besetzte Gebiete, wie das christl. Spanien oder den Balkan -einschl. Ungarn- als für immer dem Gebiet des Islam zugehörig?

Jeder gläubige Muslim ist zu aller erst Muslim und der Gemeinschaft der Gläubigen verpflichtet. Er schuldet seinem Gastland keinerlei Loyalität. Gläubige Muslime wollen den Idealstaat, den Gottesstaat, wiederherstellen; dazu verpflichtet sie die Sunna. Führt dieses Verhaltensmuster einer Mehrheit der Muslime nicht zu einer Gefährdung unserer offenen, laizistischen Gesellschaft?

Sind Koran und Scharia kompatibel mit unserer Gesellschaft?

Portrait von Hans-Christian Ströbele
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Bachem.

Mit dem Leben von Mohammed und mit dem, was er bei welcher Gelegenheit in seinem Leben gepredigt hat, habe ich mich nicht befaßt. Mir fehlt auch die Zeit, dies zu tun. Deshalb kann ich zu Leben und Wirken von Mohammed und dazu, ob er ein "gütiger und warmherziger Mensch" war auch nicht Stellung nehmen.

Wie ich schon mehrfach geschrieben habe, haben auch andere monotheistischen Religionen wie das Christentum immer wieder einen Universalanspruch erhoben. Auch hat das Christentum den Anspruch erhoben, die ganze Welt zum Christentum zu bekehren und tut dies in Teilen auch heute noch. Das ist keine Besonderheit des Islam. In der Vergangenheit war von Christen auch immer wieder versucht worden, diesen Anspruch gegenüber den Ungläubigen auch mit Feuer und Schwert durchzusetzen und gar die Ungläubigen auszurotten.

Auch bei Gläubigen andere Religionen, insbesondere auch bei Christen, soll es gar nicht so selten vorkommen, daß sie sich in erster Linie ihrem Glauben und den Regeln ihrer Religion verpflichtet sehen.

Auch das ist also keine Besonderheit des Islam.

Wie ernst solche Ansprüche und Verpflichtungen zu nehmen sind, ist für die jeweilige Religion, in der jeweiligen Zeit und für die jeweiligen Personen immer wieder neu zu bestimmen.

Islamisch geprägte Staaten haben in der Regel internationale Vereinbarungen, die sie abgeschlossen haben, nicht weniger eingehalten als Staaten, die durch andere Religionen geprägt sind. Niemand hat vor, mit dem Islam eine Vereinbarung zu treffen. Das ist schon deshalb nicht möglich, weil es keine Personen gibt, die für den ganzen Islam Vereinbarungen abschließen können.

Selbstverständlich ist, daß Personen islamischen Glaubens, die sich in Deutschland aufhalten, sich genauso an alle in Deutschland geltenden Gesetze halten müssen, wie dies für Menschen anderen Glaubens auch gilt. Die staatlichen Gesetze, insbesondere die Grundsätze unserer Verfassung, gehen im Zweifel religiösen Regeln vor. Das ist seit der Trennung von Kirche und Staat strikt einzuhalten.

Darüber gibt es auch bei den meisten Menschen islamischen Glaubens, die in Deutschland leben, keine Zweifel. Es gibt unter den Moslems immer mal wieder Personen, die dies anders sehen, aber das ist auch bei besonders gläubigen Christen nicht anders.

Mit freundlichem Gruß
Ströbele