Frage an Hans-Christian Ströbele von Stefan K. bezüglich Kultur
Sehr geehrter Herr Ströbele,
ich nehme Bezug auf Ihre Antwort vom 21. 8..
Eines vorweg: ich kenne niemanden, der den Döner aus Kreuzberg verbannen möchte, oder den Leberkäs aus Bayern (nur für den Fall, dass Sie mir derartige Vorhaben subkutan unterstellen wollen: ich habe keine dahingehenden Intentionen und halte die Menschen für mündig genug, selber zu entscheiden, was sie essen wollen). Eben das ist doch das Problem: Ihre Partei wirbt auf dem Christopher Street Day mit Aufklebern mit der Botschaft: "bunter, geiler, grenzenlos"- warum soll das nicht für die Gastronomie gelten? Anscheinend neigen nun mal jüngere Menschen eher zum Verzehr von Fast food, macht es da einen Unterschied, welches Fastfood sie zu sich nehmen? Was macht es für einen Unterschied, wenn neben der Schule ein Dönerstand oder ein Leberkässtand eröffnet? Handelt es sich bei Ihrem Vorhaben etwa um einen Kulturkampf gegen das böse Amerika?
Ich bin ja richtig gerührt, dass Sie sich so für die Gesundheit junger Menschen einsetzen, das hätte ich ja gar nicht gedacht! Witzigerweise haben Sie kurz zuvor dreimal das Wörtchen "leider" benutzt, um zu bedauern, dass das Hanf eben nicht freigegeben wird.
Was für ein Vorbild sind Sie, wenn Sie ein Restaurant bekämpfen, gleichzeitig dem Drogenkonsum Tür und Tor öffnen wollen? Ist ein Joint gesünder als ein Hamburger?
Noch etwas: halten Sie das Besetzen eines Grundstücks (evtl. strafbar nach den §§ 123, 240 StGB) für ein legitimes Mittel des Protests?
Sehr geehrter Herr Koslowski.
Selbstverständlich will ich dem Drogenkonsum nicht Tür und Tor öffnen. Deshalb rate ich vor allem jungen Menschen, die mich deshalb anschreiben dringend, die Finger von dem Zeug zu lassen. Dies gilt aber für Schnaps, Bier, Wein und und Zigaretten genauso wie für Hanf und Cannabis. Ich weise dann gern daraufhin, daß auch ich ganz gut drogenfrei lebe.
Ich setzte mich für die Legalisierung von Hanf und Cannabis ein, weil ich weiß, wie falsch und ungerecht es ist, Menschen zu kriminalisieren und ins Gefängnis zu stecken, nur weil Sie Hanf angebaut haben zum Eigenkonsum, während gleichzeitig die viel gefährlicheren Drogen Alkohol und Zigaretten sogar im öffentlich rechtlichen Fernsehen subtil und intensiv beworben werden dürfen und riesige Drogenparties wie das Münchener Oktoberfest als vorbildlich und besuchenswert gefeiert werden. Übrigens habe ich nicht gefordert, Mac Donalds-Restaurants zu verbieten oder gar mit Kriminalstrafen zu verfolgen, auch nicht in Berlin-Kreuzberg. Aber laut zu sagen und mich dafür einzusetzen, daß ein solches Fast-Food-Restaurant an der geplanten Stelle nicht betrieben werden soll, halte ich auch im Interesse der Gesundheit vieler, die der Versuchung erliegen könnten, sich zu dieser Speise verführen zu lassen, für richtig.
Manchmal sollte man gerade Kinder nicht unnötig zusätzlich in Versuchung bringen.
Mit freundlichem Gruß
Ströbele