Frage an Hans-Christian Ströbele von Holger D. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Ströbele,
ich möchte kurz Bezug nehmen auf die Frage von Herrn Korte und Ihre folgende Antwort.
Im wirklichen Leben, das zeigt sich auch in Frankfurt zunehmend, wirken diese von Ihnen erwähnten Integrationsmaßnahmen nicht, darüber wird viel mehr gelacht. Eine nicht unbeträchtliche Anzahl muslimischer oder russischer Migranten will nicht integriert werden und das wird leider von Ihrer Partei nicht gesehen. Die Kriminalität steigt, die Arbeitsloisenquote ist übermäßig hoch (machen langfristig arbeitslose Migranten einen Sinn für die Gesellschaft?), die Schulabschlüsse werden immer schlechter oder es kommen keine zustande, Gewalt gegen die eigenen Frauen nimmt zu, immer mehr und immer noch jüngere muslimische Mädchen müssen zumindest das Kopftuch tragen. Halten Sie das für richtig? Wie wollen sie diese jungen Menschen integrieren? Mit Kursen? In der Theorie hören sich Ihre Maßnahmen oder gewollten Maßnahmen recht gut an, im wirklichen Leben versagen sie. Die Gesellschaftsstruktur ist schwer beschädigt und das wird sich ganz deutlich in den nächsten 20 Jahren zeigen. In einigen Frankfurter Stadtteilen sieht man nur vorwiegend Mütter mit Kopftuch, immer mehr tragen nun auch den Kaftar, sind also vollkommen vermummt. Wie wollen Sie das ändern? Wie wollen sie intigrieren? Sie haben auf Statistiken verwiesen. Tatsache ist aber zum Beispiel auch, dass an vielen Schulen Gewalt ausgeübt wird, ohne dass sie bekannt wird. Oftmals sind es arabische oder türkische Kinder/Jugendliche. Was können Sie dagegen unternehmen? Kurse für gutes Benehmen anbieten? Kurse und Statistiken..., daran glaubt doch kein vernünftiger Bürger mehr. Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, sieht, dass diese Maßnahmen oder Ideen schon längst gescheitert sind oder zum Scheitern verurteilt sind.
Mit freundlichen Grüßen
H.Dannat
Sehr geehrter Herr Dannat.
Es ist nicht so, daß ich das "wirkliche Leben" nicht sehe. Auch ich weiß, daß es Arbeitslosigkeit, Schulabbrüche, Kriminalität und Gewalt auch bei Jugendlichen gibt, die aus Migrantenfamilien stammen. Das ist in Frankfurt nicht anders als in Berlin. Aber es gibt auch Millionen Migranten, die integriert sind. Die einen Arbeitsplatz haben. Als Arbeiter, Angestellte, Unternehmer oder auch als Lehrer, Rechtsanwältinnen und Ärzte arbeiten. Beste Schulabschlüsse aufweisen und nie eine Straftat begehen.
Sie haben auch recht, wenn Sie feststellen, daß es Migranten gibt, die nicht integriert werden wollen, die sich abschotten vor der Gesellschaft in Deutschland und die sich in Jugendgangs organisieren. Diese mögen über Integrationsmaßnahmen lachen. Es ist doch eine kleine Minderheit. Einige von diesen werden für Ausbildungs- und Intigrationsangebote tatsächlich unerreichbar bleiben. Aber es gibt auch immer wieder Jugendliche, die nach ein paar Jahren die Chance nutzen, für sich und ihre Familie eine Perspektive zu finden. Man muß es nur immer wieder versuchen. Und häufig scheitern Versuche, weil es immer noch zu wenig bezahlbare Möglichkeiten gibt für die, die es wollen, deutsch zu lernen und eine Ausbildung für einen Beruf mit Zukunft zu absolvieren. Fehlende Schulabschlüsse, Perspektivlosigkeit, Arbeitslosigkeit und Kriminalität hängen häufig zusammen, das eine bedingt das andere. Das ist bei Migranten, ob aus der Türkei oder aus Rußland, nicht anders, als bei Menschen deutscher Herkunft. Und weil die Ausbildung der Migranten im Durchschnitt schlechter ist und die Arbeitslosigkeit größer, haben sie häufig schlechtere Perspektiven für ihr Fortkommen und ihr Leben. Umso mehr ist die Gesellschaft gefordert, diese Nachteile auszugleichen. Damit werden wir nicht immer erfolgreich sein. Aber versuchen wir es mal ein paar Jahre lang konsequent und umfassend. Vermutlich wird es immer noch Arbeitslosigkeit, Gewalt und Kriminalität geben. Das wird bei Migranten so sein wie bei Jugendlichen und Erwachsenen deutscher Herkunft. Aber jede Bemühung lohnt sich. In unser aller Interesse. Es gibt keine vernünftige Alternative.
Mit freundlichem Gruß
Ströbele