Frage an Hans-Christian Ströbele von Dirk G. bezüglich Umwelt
Hallo Herr Ströbele
Wenn die Natur durch menschliche Leichtfertigkeit abzusterben beginnt, dann sollte der Schluß, den man daraus zu ziehen hat, doch der sein, daß alles daran gesetzt werden muß, sie zu retten. Indessen gibt es heute Wissenschaftler, Politiker und Unternehmer, die einen ganz anderen Schluß ziehen: Sie sehen ihre Aufgabe darin, durch modernste Technik der Menschheit das Überleben zu sichern, wenn die Erde einmal unbewohnbar sein wird. Sie tuen also nichts, die globale Zerstörung zu verhindern, sondern setzen sie als gegeben voraus und planen für die Zeit danach. Das kühnste und aufsehenerregendste Unternehmen dieser Art begann 1987 in der Wüste von Arizona, wo der amerikanische Multimillionär Edward P.Bass durch Architekten, Landschaftsgestalter, Umwelt und Weltraumforscher, Botaniker, Zoologen und anderer Fachleute ein riesiges Glashaus errichten ließ, in welchem hermetisch abgeriegelt von der Umgebung, das natürliche Biosystem der Erde künstlich nachgeahmt wird, mit allem was dazugehört. Biosphäre 2 nannte der Mäzen sein Projekt. Wie zu erwarten, interessierte sich die NASA für das Projekt, denn es könnte sich ja ganz neue Perspektiven für den Weltraumtourismus und eine Zweitwohnung im All daraus ergeben. Es ist also garnicht so schlimm, wenn die Mutter Erde vernichtet wird, man hat ja für jeden Fall seine "Biosphäre 2. Mag die Sintflut kommen. Ob realisierbar oder nicht, entscheidend ist nicht der Erfolg, sondern die Gesinnung, die sich darin manifestiert. Oder wie sehen sie das, Herr Ströbele
Wie sieht die Gesinnung der Bundesregierung aus?
Sehr geehrter Herr Gebauer.
Vielleicht überinterpretieren Sie das Projekt "Biosphäre 2".
Ich weiß nicht, was Herrn Bass bewogen hat, dieses Glashaus in der Wüste zu bauen. Wenn er damit wirklich der Sintflut oder einer andere globalen Klimakatastrophe entkommen wollte, dürfte er auf Sand gebaut haben, weil diese ihn auch in diesem Glashaus einholen würde.
Auch die Flucht der Menschheit vor einer solchen Katastrophe ins All wird auf unabsehbare Zeit keine echte Alternative sein. Denn Sie haben recht, es kann nicht darum gehen, Scheinlösungen des Überlebens mit viel Geld für einige wenige Privilegierte zu entwickeln und damit die Zerstörung der Lebensgrundlagen für Menschen auf unserem Planeten als unabänderlich hinzunehmen, sondern wir müssen dafür kämpfen, daß der Planet Erde für Menschen bewohnbar und lebenswert bleibt. Es ist also Frage der Stellung zum Leben auf der Erde.
Die Bundesregierung reagiert nur halbherzig auf die Probleme und nur insoweit, als es die sie tragenden Kräfte und Interessengruppen von Wirtschaft und Industrie zulassen. Jüngstes Beispiel ist der fälschlicherweise so gefeierte Beschluß auf dem G-8-Gipfel zum Klimaschutz, der sich mit einer Zusage des "ernsthaften Bemühens" um eine drastische Minderung des CO2-Ausstosses begnügt. Die Bundesregierung agiert nicht, wie es nötig wäre.
Mit freundlichem Gruß
Ströbele