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Hans-Christian Ströbele
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Frage von Michael W. •

Frage an Hans-Christian Ströbele von Michael W. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Ströbele,
in der n-tv-Diskussion haben Sie mit Recht darauf hingewiesen, das auch in der Bibel unsinnige Aussagen wie etwa "wer Gott lästert sei des Todes" stehen und kein normaler Mensch sich heute noch so einen Quatsch zu eigen macht. Bei strenggläubigen Muslimen, von denen es mittlerweile nicht wenige bei uns gibt, ist der Koran aber nach wie vor ein höchst aktuelles, wörtlich zu nehmendes, lebensweisendes und lebensbestimmendes Offenbarungswerk, das in Moscheen gepredigt und dessen Inhalt Kinder sogar auswendig lernen müssen. Ist es nicht bedenklich, wenn dort beispielsweise solche Dinge vermittelt werden:
Sure 5, 37: "Alle Feinde Allahs müssen getötet oder gekreuzigt oder an den Händen und Füßen wechselseitig verstümmelt oder aus dem Lande vertrieben werden."; Sure 2, 187: "Und erschlagt sie, die Juden und Christen, wo immer ihr auf sie stoßt"; Sure 8, Vers 12: " ... Wahrlich in die Herzen der Ungläubigen werfe ich Schrecken. So haut ein auf ihre Hälse und haut ihnen jeden Finger ab." Sure 47, 4 - 7: "Und wenn ihr die Ungläubigen trefft, dann herunter mit dem Haupt, bis ihr ein Gemetzel unter ihnen angerichtet habt;" Sure 9, 29: "Kämpft wider jene von denen, welchen die Schrift gegeben ward, die nicht glauben an Allah. Allah schlag sie tot!" Sure 4, Vers 89: "Sie möchten gern, ihr wäret (oder: würdet) ungläubig, so wie sie (selber) ungläubig sind, damit ihr (alle) gleich wäret. Nehmt euch daher niemand von ihnen zu Freunden... Und wenn sie sich abwenden (und eurer Aufforderung zum Glauben kein Gehör schenken), dann greift sie und tötet sie, wo (immer) ihr sie findet ..."
Und die Liste solcher Aussagen ließe sich leider noch sehr lange fortführen. Mit Recht wird eingeschritten, wenn Rechtsradikale Volksverhetzung in Wort oder Schrift betreiben. Was gedenken Sie und Ihre Partei zu tun, um solcher Hetze von islamischer Seite Einhalt zu gebieten?
Mit freundlichen Grüßen
Michael Wilde

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Wilde.

Wie Sie richtig verstanden haben, habe ich darauf hingewiesen, daß auch die Bibel ein Text voller Mord und Totschlag ist. Sie berichtet, wie der Herr befahl den Feind und ganze Völker zu vernichten und wie das dann auch geschah. Ja der Herr verkündet auch als Gesetz und fordert schlimmste Strafen für Bagatelldelikte und gar nur für bloße andere Lebensweisen und sexuelle Orientierung wie etwa für Geschlechtsverkehr unter Männern die Todesstrafe.

Und die Bibel wird als Grundlage unserer jüdisch/christlichen Kultur allgemein anerkannt und auch immer wieder gefordert nach den Gesetzen der Bibel zu leben. Über solche "Kleinigkeiten" wie grausam zu vollstreckende Todesstrafen für Nichts wird dabei geflissentlich hinweggegangen, obwohl viel an unglaublicher Grausamkeit und Leid in früheren Zeiten unter Berufung auf diese Passagen der Bibel praktiziert worden ist. Strenggläubige Juden und Christen überall auf der Welt fordern noch heute, die Texte der Bibel im Wortlaut ernst zu nehmen und nach diesen Lehren zu leben.

Trotzdem bin ich nicht dafür, die Bibel zu verbieten oder nur zensiert öffentlich zugänglich zu machen. Sie kann auch weiter meist als einziges Buch in jedem besseren Hotelzimmer auf dem Nachttisch liegen Da Gleiche muß für den Koran gelten.

Ich habe den Koran nicht gelesen, weiß aber, daß er solche Passagen enthält, wie Sie zitieren. Übrigens sind sie in Inhalt und Wortlaut nicht nur denen der Bibel ähnlich, sondern stammen aus den gleichen Quellen. Selbstverständlich weiß ich auch, daß es Personen, Gruppen und Organisationen gibt, die diese Texte wörtlich nehmen und diese Gesetze zur Grundlage der Gesellschaft und des Staates machen wollen. Aber ich weiß auch, daß hunderte von Millionen oder gar eine Milliarde von Islamgläubigen gleichwohl diese Texte nicht wörtlich nehmen und das dort Geschriebene nicht praktizieren und auch nicht anwenden wollen.

Also lassen wir die Kirche im Dorf und die Moschee auch. Nehmen wir Bibel und Koran als alte Bücher, die aus ihrer Zeit zu verstehen sind, aber heute nicht mehr alles, was drinsteht, als heilig gelten sollte. Das heißt konkret, wenn solche Forderungen und Aufforderungen, Menschen zu töten, als Handlungsanweisungen und ernst zu nehmen öffentlich oder in kleinem Kreis propagiert werden, muß der Staat ohne Ansehen der Religion, in deren Namen dies gefordert wird, einschreiten, die Propaganda unterbinden und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. So sehen dies unsere Straf-, Polizei- und Sicherheitsgesetze vor. Die rot/grüne Koalition hat deshalb auch die Möglichkeit geschaffen, religiöse Vereine zu verbieten, was vorher nicht möglich war mit Rücksicht auf die Religionsfreiheit.

So ist auch die staatliche Praxis.

Darüber hinaus ist die Fortentwicklung oder Wiederaufnahme der Gedanken der Aufklärung in Bezug auch Bibel und Koran wichtig in Europa, den USA und in den islamischen Staaten.

Mit freundlichem Gruß
Ströbele