Frage an Hans-Christian Ströbele von Marianne S. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Ströbele,
"Da versuchen wir in unserer Kantine, den Schülern gesunde Ernährungs-Angebote zu machen, um sie von ihrem Fast-Food-Verhalten abzubringen. Und nun so etwas.“ Neben dem Abfall, den die Schüler ins Schulgebäude mitbringen könnten, fürchtet Wolf auch den Verkehr und Lärm, den der Drive-In-Betrieb von McDonald’s verursachen könnte. Ein Fast-Food- Anbieter passe, so Wolf, weder in den Bezirk noch zum Profil seiner Schule, an der auch Lebensmittel-Einzelhändler ausgebildet werden."
Auszug aus dem Tagespiegel vom 11.12.2002
http://www.tagesspiegel.de/berlin/archiv/11.12.2002/343626.asp
Wie gestern entdeckt, wurde die Kindertagesstätte in der Wrangelstr. abgerissen, und seit kurzem kann man nun auch einen Hinweis auf den Bauherren entdecken: McDonald!
Dass es ein extrem kleines Schild ist, und die Baustelle auch bewacht wird, zeigt zumindest auf, dass man sich der Brisanz dieses Standortes sehr bewußt ist!
Wie kann es sein, dass dies unter einer "grünen" Bezirksvertretung genehmigt wird, nachdem es jahrelang verhindert werden konnte? An einem solchen Standort???
Wie ist es zu einer Baugenehmigung gekommen?
Angesichts der Tatsache, dass die Deutschen den ersten Platz unter den Dicken in Europa haben?
Wie will man dies mit modernen Ernährungsprinzipen in Einklang bringen?
Und wieso erfährt man eher zufällig von dieser Entwicklung?
Für Ihr Antwort bedanke ich mich im voraus -
mit freundlichen Grüßen
Marianne Schlüer-Skaliks
Sehr geehrte Marianne Schlüer-Skaliks,
in der Tat habe auch ich kürzlich die schlechte Nachricht erhalten: McDonald`s hat begonnen, seine langjährigen Baupläne an der Skalitzer- Ecke Wrangelstraße in die Tat umzusetzen. Zur Zeit laufen Abrissarbeiten an der Stelle, wo bereits im Herbst ein "Drive-In" eröffnet werden soll.
Ihre Empörung über die jetzt geplante Bebauung teile ich. Bislang ist Kreuzberg "McDonald`s-frei" und nun soll ausgerechnet hier, in unmittelbarer Nähe von drei Schulen, eine Filiale der Fast-Food-Kette eröffnet werden. Neu ist dieser Plan nicht. Denn McDonald`s ist bereits seit fünf Jahren Eigentümer des Grundstücks, welches damals die Deutsche Post - gegen den Widerstand der Grünen im Bezirk - an das Burger-"Restaurant" verkauft hat. Seitdem liegt auch eine Baugenehmigung vor. Ich habe mich erkundigt: als privater Eigentümer hat McDonald`s nach geltendem Baurecht auf eine solche Anspruch gehabt. Der Bezirk hatte und hat leider schon damals keine Handhabe, dies zu verhindern. Jetzt soll es auch keine rechtliche Handhabe mehr geben, die Genehmigung zurück zu nehmen.
Bereits vor fünf Jahren gab es anlässlich des Grundstücksverkaufs Proteste von AnwohnerInnen. Ich kenne dieses Grundstück, weil ich nach dessen Besetzung zur Unterstützung der Besetzer herbeigerufen worden war. Leider konnte die alsbaldige Räumung nicht verhindert werden. McDonald`s hat damals zwar seine Baupläne auf Eis gelegt, angeblich aus "betriebsinternen" Beweggründen. Da der Konzern nun einen neuen Anlauf nimmt, wollen die Grünen im Bezirk den Protest gegen das Bauprojekt wieder aufleben lassen. Zusammen mit einer engagierten Anwohnerin haben sie für diesen Mittwoch (9. Mai) um 19.00 ein Treffen für AnwohnerInnen und Interessierte in der nahe gelegenen Seniorenfreizeitstätte (Falckensteinstraße 6, Wrangelkiez) organisiert. Ich hoffe auf eine rege Beteiligung und dass auch Sie Gelegenheit haben, dabei zu sein. Sie können ferner unter folgender Mail-Adresse mit den InitiatorInnen Kontakt aufnehmen: keinmcdoofinkreuzberg@yahoo.de
Ich werde mich selbst weiter bemühen, doch noch etwas gegen das Fast Food - Lokal zu tun.
Mit freundlichen Grüßen,
H.-C.Ströbele