Frage an Hans-Christian Ströbele von Alexander E. bezüglich Recht
Sehr geehrter Herr Ströbele,
Sie sind unter anderem durch Ihren Einsatz für die Legalisierung von Cannabis-Produkten ("Gebt das Hanf frei!") sehr bekannt geworden.
Sie argumentierten dabei unter anderem auch damit, dass sehr wohl in grosser Zahl Menschen an Alkoholmissbrauch verstorben seien, aber bisher niemand bekannt wäre, der an Cannabisprodukten zu Tode gekommen sei.
Seit gestern ist eine wissenschaftliche Untersuchung bekannt, derzufolge Cannabiskonsum sehr wohl tödlich sein kann - nur ließ sich das bisher nicht direkt beweisen.
Hier ein Link:
http://www.rp-online.de/leben/gesundheit/cannabis-konsum-erstmals-als-todesursache-nachgewiesen-aid-1.4061016
Auf Grundlage der wissenschaftlichen Ergebnisse kann sicher angenommen werden, das Cannabiskonsum in hohen Fallzahlen todesursächlich war - nur fehlten bisher die Methoden, dies zu erkennen und nachzuweisen.
Ändern diese wissenschaftlichen Erkenntnisse Ihre Forderung, Cannabis zu legalisieren?
Sehr geehrter Herr Eisnecker.
Danke für den Hinweis auf die Schilderung der Untersuchungen.
Ich hatte über die Meldung auch schon gelesen aber nur über das Ergebnis.
Nein, meine Meinung und meine Forderung zur Legalisierung von Cannabis ändert sich dadurch nicht. Ich bin kein Arzt und auch kein Experte für das Testen der Risiken und Nebenwirkungen von Medikamenten und anderen Substanzen für die Gesundheit von Menschen. Aber diese Untersuchung von zwei Sterbefällen reicht sicher nicht aus als Beweis dafür, daß allein der Cannabisgebrauch die Ursache für den Tod von Konsumenten ist. Wenn ich die Untersuchung richtig verstehe, wurde ja auch nicht festgestellt, daß und wie der Cannabiskonsum auf das Herz einwirkt und zum Versagen geführt hat, sondern die Mediziner haben lediglich keine andere Ursache für das Herzversagen und den Tod gefunden und schließen daraus, es könne nur das Cannabis gewesen sein. Ich weiß auch nicht, was den Ärzten über Vorerkrankungen der jungen Menschen bekannt war und über die Situation, in der es zum Tod gekommen ist.
Hinzu kommt, daß die Untersuchung der zwei Todesfälle in Düsseldorf gerade in der Zeit weltweit bekannt wird, in der die Front der Drogenkrieger ins Wanken kommt und die Befürworter dessen Fortsetzung gerade auch im Mutterland dieses Krieges den USA in die Defensive geraten sind.
Die mitgeteilten Befunde oder besser das Fehlen anderer Erklärungen für den Tod sind Anlaß, den Fragen nach den möglichen gesundheitlichen Folgen des Cannabismißbrauchs weiter nachzugehen, aber sie sind kein ausreichender Beweis für die Todesursache Cannabis. Konsumenten müßten vor solchen Folgen gewarnt werden, wenn sich die These bestätigen sollte.
Davon unabhängig bleibt aber die Tatsache, daß an den Folgen des Gebrauchs von Alkohol und Zigaretten jedes Jahr allein in Deutschland Zehntausende von Menschen häufig unter großen Qualen sterben, diese legalen Drogen also unendlich viel gesundheitsschädlicher sind als Cannabis. Denn auch die Mediziner in Düsseldorf gehen ja davon aus, daß - wenn überhaupt - es sich um wenige Einzeltodesfälle handeln würde.
Wenn also von meinem Grundsatz ausgegangen wird, mit den Drogen entsprechend ihrer Gefährlichkeit für die Konsumenten umzugehen, dürfte der Gebrauch von Cannabis noch lange nicht verboten und kriminalisiert werden, wo doch der Genuß der Drogen Alkohol und Zigaretten trotz ihrer schrecklichen Wirkungen gesellschaftlich akzeptiert und zuweilen sogar bejubelt werden, wie etwa beim Oktoberfest oder Karneval.