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Hans-Christian Ströbele
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Mathias K. •

Frage an Hans-Christian Ströbele von Mathias K. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrter Herr Ströbele !

Bezugnehmend auf die Frage von Herrn Thomas Petereit vom 1. Juli 2013, und Ihre Antwort vom 31. Juli 2013, möchte ich als Fragesteller noch folgendes ergänzend hinterfragen.
Bevor ich dies tue, möchte ich Ihnen aber noch kurz mitteilen, daß Sie für mich in der jüngeren Vergangenheit einen der sympathischsten Politiker aus den Reihen der Bundespolitiker dargestellt haben. Seltsamerweise (ich lebe in Hessen, und war einst "Fan" von Joschka Fischer), mußte ich leider feststellen, daß sich die Grünen, zu deren Wählern ich einst gehörte, in meinen Augen zu einer "Main-Stream-Partei" (wie CDU/CSU, SPD, FDP) "weiterentwickelt" haben, mit der ein gesellschaftlicher Fortschritt im Sinne von "nachhaltigem Leben und dauerhaftem Überleben aller Menschen" nicht zu machen ist, weil bestehende gesellschaftliche "Unarten" auch von den Grünen leider nicht (mehr) angegriffen, sondern umsomehr übernommen und akzeptiert werden.
Hier meine konkreten Fragen:
- besteht ein (marktwirtschaftlicher) Zusammenhang zwischen der Anzahl der Bewerber für ein Praktikum bei den Grünen, und deren Entlohnung ? Dies wäre pure Marktwirtschaft...
- auch Praktikanten müssen ihre Miete usw. bezahlen können...(lehnen Sie Bewerber aus sozial schwachen Schichten ab ?)
- 20 Stunden Praktikum pro Woche sind 20 Stunden, in denen der Praktikant nicht anderweitig Geld verdienen kann.
- wer freiwillig und ohne Bezahlung bei den Grünen mitarbeitet, muß sozial eher gut gestellt sein, sonst wäre dies kaum möglich.
- Sie umschreiben das Praktikum einerseits als "Ausbildung und Kennenlernen der politischen Arbeit" (in vielen Betrieben wird eine bessere Ausbildungsvergütung gewährt !!!), andererseits stehen die 300 Euro auch als "Anerkennung für Hilfstätigkeiten", die aber nach Ihrem Schreiben von "angestellten Mitarbeitenden" übernommen werden. Was denn nun ???
Wo sind die einstigen Visionen geblieben ?
Ich erwarte Ihre Antwort, mit freundlichen Grüßen,

Mathias Konheiser

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Konheiser.

Selbstverständlich wählen wir Praktikanten und Praktikantinnen nicht nach ihrer sozialen Herkunft aus und lehnen solche "aus sozial schwachen Schichten" auch nicht ab.
Einen marktwirtschaftlichen Zusammenhang zwischen der Anzahl der BewerberInnen für ein Praktikum und der Bezahlung sehe ich nicht. Diese Anzahl ist sehr hoch jedenfalls bei mir im Bundestagsbüro. Ich kann gar nicht alle berücksichtigen, weil der Platz dafür fehlt.
Die grüne Partei und auch die grüne Fraktion haben beschlossen, stets eine Bezahlung anzubieten. Das ist nicht überall selbstverständlich. Leider.

Bei mir war, soweit ich weiß, noch keine Person als Praktikant oder Praktikantin, die daneben noch einen bezahlten Arbeitsplatz hatte. Somit stellte sich die Frage einer bezahlten Nebentätigkeit auch nicht. Meist sind es Schüler/Schülerinnen oder Studenten/Studentinnen oder ehemalige Studenten/Studentinnen gleich nach dem Studium. Das Praktikum dauert zwischen drei Wochen und sechs Monate. Eine bestimmte Stundenzahl der Anwesenheit vereinbare ich in der Regel auch nicht.
Über die Einzelheiten der Praktikumsgestaltung bei den Gremien der Partei habe ich keine Kenntnisse. Das müßte ich erst nachfragen.

Praktikanten und Praktikantinnen werden zwar keine Arbeitszeiten und Arbeiten vorgegeben, aber sie übernehmen immer mal wieder Aufgaben, probieren sich beim Entwurf einer parlamentarischen Anfrage aus, wirken an einer Gesetzesbegründung mit oder geben am Telefon Auskunft etwa in der Mittagpause.

Wie schon in meiner letzten Antwort erwähnt, weiß ich vom Mißbrauch von Praktikanten als billige Arbeitskräfte. Das sollte bei Grünen nicht stattfinden. Ich vermeide deshalb die Beschäftigung von Praktikanten oder Praktikantinnen mit dem Ziel, bezahlte Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen zu ersetzen und solche Arbeiten wie diese zu erledigen.

Mit freundlichem Gruß
Ströbele