Frage an Hans-Christian Ströbele von Christoph S. bezüglich Wirtschaft
Hallo Herr Ströbele,
obwohl meine Frage dem Wirtschaftsbereich zugeordnet werden kann, ist ihr Bezug wohl in erster Linie ein kultureller.
Vor kurzem habe ich mich mit dem Wachstumskritker Nico Paech und der von ihm propagierten Postwachstumsökonomie befasst. Obwohl ich noch nie zu den ökologischen Hardlinern gezählt habe, muss ich sagen, dass seine Aussagen durchaus einleuchtend sind. Ein System, dass darauf basiert streng monoton (und das nicht nur nach der mathematischen Definition) zu wachsen kann auch bei noch so effizienten Technologien nicht nachhaltig sein. Diese Logik ist meiner Ansicht nach so elementar, dass es mich, sagen wir... "verwundert", dass sie in keinem Wahlprogramm einer großen deutschen Partei berücksichtigt wird.
Diese alternativlose :) Haltung, deren unmittelbare Konsequenz u.a. die Erpressbarkeit der Politik durch die Wirtschaft ist, fördert die Resignation bei jungen Menschen, die sich anstelle des konservativen Erhalts eines instabilen Status Quo (nur mit einer größeren Auswahl an Smartphones) für wirklich zukunftsfähige Konzepte politisch engagieren wollen. Viele moralische und ethische Probleme unserer Zeit sind zudem meiner Meinung nach nicht unter den Bedingungen eines expansiven Marktes zu lösen. Andererseits denke ich mir häufig, dass es wahrscheinlich gar nicht in den Möglichkeiten der herkömmlichen Volksvertreter liegt, Ideen zu diskutieren, deren Konsequenzen das eigene Biotop zu stark umgestalten. Dann sollte man allerdings aufhören, meiner Generation ständig ihre mangelnde Wahlbeteiligung oder "Politikverdrossenheit" vorzuwerfen.
Ich würde gerne ihre Meinung zur Postwachstumsökonomie hören. Tue ich der grünen Partei oder der politischen Kaste generell da Unrecht?
Freundliche Grüße und alles Gute,
Christoph Schulthess