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Hans-Christian Ströbele
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Frage von Rolf F. •

Frage an Hans-Christian Ströbele von Rolf F. bezüglich Recht

Sehr geehrter Herr Ströbele,

aktuell steht das Urteil des Kölner Landgerichts zur Beschneidung mitunter auch durch "Regierung und Opposition" in der Kritik.

Können Sie mir erklären, aus welchen Gründen die körperliche Unversehrtheit von Jungen religiösen Weltanschauungen nachgestellt sein sollte?

Die Behauptung, es "handle sich ja nur um ein bisschen Haut" dürfte, auch wenn es gerne einmal als Argument gewählt wird, kaum ausreichen, um irreversible Körperverletzung zu rechtfertigen. Gleichsam ist nicht von der Hand zu weisen, dass diese Art von Eingriff auch die religiöse und sexuelle Selbstbestimmung der jeweiligen Jungen verletzt und dauerhaft einschränkt.

Auch die Gleichberechtigung von Mann und Frau wird insoweit infrage gestellt, dass jedwede Art weiblicher Beschneidung (mit sehr guten Gründen) als babarisch geächtet wird, man beim männlichen Geschlecht jedoch keine reellen Bedenken zu hegen pflegt, obwohl es sich hierbei um einen ebenfalls alles andere als unbedeutenden (wenngleich längst nicht so brutalen) Ein- und Angriff auf die Grundrechte. Wieso also die rechtl. Diskriminerung?

Besonders interessant erscheint mir hier die vorgeschobene Aussage der SPD, es könne „nicht sein, dass Jahrtausende alte Traditionen von Millionen von Menschen auf diese Weise in Deutschland in Frage gestellt werden".
Ich brauche nicht darauf hinzuweisen, bei welcher anderen Art von arachischen Praktiken es sich ebenfalls um "Jahrtausende alte Traditionen von Millionen von Menschen" handelt und inwieweit viele davon (wie etwa die Schaira) mit unserem Grundgesetz unvereinbar sind?

Religiöse Vorschriften befinden sich im Laufe der Jahrhunderte im Wandel und sind stetig neuen Auslegungen unterworfen, warum sollte also die klassische Beschneidung nicht durch einen symbolischen Vorgang, der dies lediglich andeutet, auf den Eingriff aber bis zur freien Entscheidung dazu durch den dann jungen Erwachsenen verzichtet, ersetzt werden?

Vielen Dank im Voraus.

Mit freundlichen Grüßen

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Antwort ausstehend von Hans-Christian Ströbele
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