Frage an Hans-Christian Ströbele von Ali A. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Ströbele,
ich habe gehört, dass Sie die Bundespräsidentenkandidatin der Linken, Beate Klarsfeld, interessant finden und trotzdem nicht wählen wollen.
Stimmt das und warum?
Das letzte Mal habe ich Ihnen meine Stimme gegeben.
Aber wenn Sie Herrn Gauck wählen, der sich unkritisch zu Hartz IV und Sarrazin geäußert hat, kann ich das nicht mehr.
Warum wählen die Grünen einen Neoliberalen ins höchste deutsche Staatsamt?
Mit freundlichen Grüßen
Ali Avci
Sehr geehrter Herr Avci.
Zu dem Kandidaten Gauck habe ich mich mehrfach kritisch geäußert, u.a. wegen seiner Äußerungen zu Sarrazin anläßlich des Erscheinens dessen Buches "Deutschland schafft sich ab" und wegen Bewertung der sozialen Bewegung Occupy. Ich hatte auch an einer Podiumsdiskussion mit ihm in Wien teilgenommen, die inzwischen im Internet dokumentiert ist, bei der er sich zur Vorratsdatenspeicherung geäußert hatte.
Herr Gauck hat sich inzwischen auch in der grünen Fraktion zu diesen Vorwürfen geäußert. Meine Kritik besteht weiter. Bis zur Wahl sind es noch mehr als zwei Wochen.
Frau Klarsfeld kenne ich aus der Zeit, als sie den damaligen Bundeskanzler im Reichstag geohrfeigt hatte. Ihre Verteidigung hatte damals das Anwaltsbüro übernommen, in dem ich tätig war. Ich schätze sie und ihre Verdienste um die mutige Aufdeckung und Verfolgung von Nazis in Deutschland und der Welt hoch. Sie ist aller Ehren wert. Ich bin aber nicht der Ansicht, daß eine chancenlose Zählkandidatur die richtige Ehrung ist. Stattdessen habe ich mich für die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an sie eingesetzt.
Inzwischen habe ich auch mit Kreisverband Friedrichshain/Kreuzberg über meine Einschätzung der Kandidatin und des Kandidaten diskutiert. Wir werden vor dem Wahltag erneut darüber sprechen. Wie ich letztlich abstimme, werde ich danach kurz vor der Wahl entscheiden.
Mit freundlichem Gruß
Ströbele
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