Portrait von Hans-Christian Ströbele
Hans-Christian Ströbele
Bündnis 90/Die Grünen
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Hans-Christian Ströbele zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Jens M. •

Frage an Hans-Christian Ströbele von Jens M. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Hallo Herr Ströbele,

mich interessiert, wie sie den Eierwurf auf der Antikriegsdemonstration in Bonn bewerten, da ich bisher keinerlei Statements von Ihnen dazu gefunden habe.

Wie stehen Sie zu der Kritik, dass Sie unabhängig von ihrem konkreten Abstimmungsverhalten als Mitglieder der Grünen Blut an den Händen haben. Also Mitverantwortlich für die Kriegsbeteiligungen der BRD seit 1994 haben?

Wie stehen Sie zu dem Vorwurf, dass Sie als prominenter Vertreter der Grünen im Endeffekt den Grünen als Feigenblatt dienen und so Stimmenfang für eine Partei betrieben, die in vielen Punkten nicht Politik entsprechend Ihrer öffentlichen Äußerungen betreibt?

Mit freundlichen Grüßen
Jens Meyer

Portrait von Hans-Christian Ströbele
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Meyer.

Die Eierwürfe gegen mich auf der Kundgebung der Antikriegsdemonstration in Bonn und besonders der Ei-Treffer in mein Auge sind eine schlimme Erfahrung. Leider waren die Folgen auch nicht so harmlos, wie es zunächst schien und wie öffentlich berichtet wurde.

Blut der Opfer des Afghanistankrieges an meinen Händen sehe ich nicht, aber eine Mitverantwortung für die Politik, die den Krieg und die deutsche Beteiligung daran möglich macht. Das habe ich auch schon im Bundestag gesagt. Aber was folgt daraus? Aus den Grünen austreten? Ich wurde in den vergangen zehn Jahren immer wieder mit dieser Forderung konfrontiert. Das ist nicht meine Ansicht und Schlußfolgerung. Aber ich habe zur Kenntnis genommen, daß andere das anders sehen. Offensichtlich auch die Eierwerfer in Bonn am Samstag. Daß sich solche Aggressivität und Zorn gerade gegen mich richten, war mir doch neu.
Wegen der Mitverantwortung bemühe mich im Bundestag und außerhalb seit Beginn des Afghanistankrieges mitzuhelfen, den Krieg möglichst schnell zu beenden. Dazu gehört, daß den Krieg und seine Folgen für die Menschen immer wieder öffentlich benenne, daß ich Unterschriften gegen den Krieg sammle, an Anti-Kriegs-Demonstrationen teilnehme aber auch, daß ich vor ein paar Wochen wieder den Kontakt zur Bevölkerung in Afghanistan und Chancen für Verhandlungen gesucht habe. Vor allem auch deshalb habe ich 2009 erneut für den Bundestag kandidiert und dies im Wahlkampf auch immer wieder deutlich gemacht. Ich sehe die große Mehrheit, die mich direkt als Person gewählt hat, auch als Unterstützung dieser Bemühungen.
Die Chancen für das Ende des Krieges stehen weiter schlecht, ich fürchte auch 2014 wird er nicht beendet sein. Aber versuchen müssen wir doch weiter alles, um das Ziel zu erreichen.
Ich bin kein Feigenblatt. Ich verdecke nichts. Alle, die es wissen wollen, wissen, daß ich vor allem in der Frage der Kriegseinsätze anderer Meinung war als die grüne Fraktion.
Inzwischen gibt es bei den Grünen, auch in der grünen Bundestagsfraktion eine große Mehrheit derer, die dem Bundeswehreinsatz in Afghanistan jedenfalls nicht mehr zustimmen und viele, die mit NEIN gestimmt haben.
Ich bin weiter bereit, über alles zu diskutieren auch darüber, wie ich mehr für die Beendigung des Krieges tun kann. Aber sich mit Eier zu bewerfen unter den Kriegsgegnern hilft doch nicht weiter - abgesehen davon ist es für einen Getroffenen äußert unangenehm und das falsche Signal des Protestes zur Bonner Afghanistankonferenz.

Mit freundlichem Gruß
Ströbele