Portrait von Hans-Christian Ströbele
Hans-Christian Ströbele
Bündnis 90/Die Grünen
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Hans-Christian Ströbele zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Sandra R. •

Frage an Hans-Christian Ströbele von Sandra R. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Ströbele

es geht in meinem Schreiben um die Legalisierung von Cannabis.
Ihre Partei ist soweit ich das verfolgt habe nach wie vor für eine Legalisierung, ebenso wie die Linken sowie die Piratenpartei. (ist auch in Ihren früheren Antworten zu lesen)

Jedoch merkt man davon weder auf Bundes- noch auf Landesebene sehr viel. Die Zulassung von THC-haltigen Medikamenten ist zugegebenermaßen ein erster kleiner Schritt, in der Praxis ist es jedoch leider wenig relevant.

Gerade in Bayern wird man als Konsument unverhältnismäßig stark bestraft. (Geldstrafen, Führerscheinentzug, kostenspielige regelmäßige Nachweise (Urinproben) wegen lächerlich geringen Mengen (unter 6 Gramm, teilweise unter 1 Gramm), ebenso wie Hausdurchsuchungen wegen Hinweisen aus der feindlichen Nachbarschaft sind keine Seltenheit)

Sehen Sie hier die Möglichkeit, dass sich das in naher Zukunft ändern wird? Was können die Bürger dafür tun?

Ich sehe Cannabis nicht als Einstiegsdroge, da Heroinabhängige zwar unter Umständen vorher Gras konsumiert haben, aber eben auch Alkohol oder auch ganz banal: Brot.
In künstlichem THC wie es in Modedrogen (die teilweise sogar legal sind) verwendet wird, sehe ich ein wesentlich größeres Gefahrenpotential als in dem Naturprodukt.
In diesem Zuge bin ich auch für die Legalisierung des Eigenanbaus, da damit zum einen die Naturbelassenheit gewährleistet ist (kein Strecken mit gesundheitsschädlichen Stoffen durch Dealer oder Produzenten), zum anderen entfällt der Kontakt mit fragwürdigen Gestalten (Schwarzmarkt), und somit wird auch der Kontakt zu anderen Substanzen verringert.
Ein netter Nebeneffekt von einer kontrollierten Abgabe wäre auch noch, dass dadurch Geld in die Staatskasse kommen kann.

Ich freue mich auf Ihre Stellungsnahme.

Sandra Ritter

Portrait von Hans-Christian Ströbele
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Ritter.

Sie haben ja so Recht.
Hanf und Cannabis sind keine schlimmere Einstiegsdroge als Alkohol. Trotzdem dürfen Sie sich betrinken bis zur Bewußtlosigkeit, hochprozentigen Alkohol kaufen, Alkohol handeln und herstellen, ja sogar mit dem Rausch nicht nur im Freundeskreis, sondern auch öffentlich und im Bundestag angeben, ohne daß Ihnen etwas passiert. Selbst im öffentlich rechtlichen Fernsehen dürfen Sie für Alkoholgenuß zur besten Sendezeit vor und nach Fußballübertragungen werben, ohne daß ein Polizist oder Staatsanwalt auf die Idee käme, gegen Sie deshalb zu ermitteln. Aber für den Anbau und den Handel mit dem viel weniger gefährlichen Cannabis kommen Sie ins Gefängnis manchmal für viele Jahre. Und auch der Besitz bleibt strafbar. Das ist eine der größten Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft.

Aber Union und SPD scheuen nach wie vor dieses Thema im Bundestag, wie der Teufel das Weihwasser. Ich fürchte, daran wird sich so schnell nichts ändern.
Vielleicht kommt neuer Schwung in die Debatte, wenn neue Gruppen und Bewegungen die Entkriminalisierung auch fordern. An mir soll es nicht liegen.
Sie, die Bürgerinnen und Bürger, können helfen, indem Sie die Politiker und Abgeordneten immer wieder mit dieser Frage konfrontieren.

Mit freundlichem Gruß

Ströbele