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Hans-Christian Ströbele
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Peter F. •

Frage an Hans-Christian Ströbele von Peter F. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Ströbele,

Sie haben im Dezember letzten Jahres erklärt, Sie wollten der Rede des Papstes im Bundestag fernbleiben. Heute werden Sie im Tagesspiegel mit den Worten zitiert, Sie wüssten nicht genau, ob Sie hingingen.

Ich muss sagen, dass ich von Ihrer Reaktion verwirrt bin. Das "Credo" der Grünen ist die Toleranz. Bei den Grünen ist es aber so, dass man zwar selbst immer Toleranz fordert, aber selbst nur dann tolerant ist, wenn jemand ihrer Meinung ist. Das finde ich ein bisschen billig!

Was ist denn tolerant daran, wenn Sie die Rede des Papstes boykottieren?

Toleranz ist es doch gerade, wenn man die Rede von jemanden, mit dessen Position man absolut nicht einverstanden ist, höflich anhört und sich dann später mit dem Gesagten auseinandersetzt. So haben es letztes Jahr die englischen Parlamentarier, die Mitglieder des ältesten und berühmtesten Parlaments der Welt, die nur zum kleinen Teil Katholiken sind, gehandhabt. Warum zeigen Sie diese Art von Toleranz nicht?

Der Papst hat sich darüber hinaus nicht selbst eingeladen, sondern ist vom Bundestagspräsidenten zu einer Ansprache vor dem Bundestag eingeladen worden (die Einladung zum Staatsbesuch kam vom Bundespräsidenten). Ist Ihnen dies bekannt?

Für Ihre Erklärungen wäre ich sehr dankbar.

Mit freundlichen Grüssen

Ihr

Peter Friedrich

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Friedrich.

Wie ich mich im Bundestag beim Papstbesuche verhalte, entscheide ich, wenn es so weit ist. Nicht vorher.
Allerdings halte ich schon jetzt nicht für richtig, daß diesem Papst die Ehre gegeben wird, vor der Volksvertretung zu sprechen. Besondere politische Verdienste sehe ich bei ihm nicht. Ganz im Gegenteil. Er spricht gegen Familienplanung, gegen die Nutzung von Kondomen und Homosexuelle, er befürwortet Teufelsaustreibung und das reaktionäre Opus Die. Er ist gegen die "Kirche der Befreiung", die in Lateinamerika für die Armen und sozial Schwachen kämpft, und behindert deren Arbeit. Er hat abgelehnt, sich für die Mitschuld der katholischen Kirche an den Verbrechen an Millionen der Ureinwohner Süd- und Mittelamerikas und die Mißbrauchsverbrechen katholischer Priester in Irland und Deutschland zu entschuldigen. Die Liste ist lang. Warum soll ich eine solche Politik besonders ehren!

Mit freundlichem Gruß
Ströbele