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Hans-Christian Ströbele
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Frage von Andreas S. •

Frage an Hans-Christian Ströbele von Andreas S. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrter Herr Ströbele,
in einer früheren Anfrage an Ihre Person, hinsichtlich der wirtschaftlichen Verwertung von Cannabispflanzen, wurde ich von Ihnen (in sehr höflicher Form) getadelt, dass ich nicht alle Formen der Verwertung dieser Pflanze in Betracht zog. Die vorherrschende Nutzung der ältesten Kulturpflanze seit Menschengedenken bereitet mir jedoch immer noch einige Kopfschmerzen!

Dieser Rohstoff wächst um ein vielfaches schneller nach als Holz, dass bei entsprechender und vor allem wirtschaftlicherer Behandlung, allen Eigenschaften dieses Rohstoffes gleichsteht, wenn nicht sogar diesen übertrifft.

Der medizinische Wert ist mir ebenfalls bekannt. (Wer heilt, hat Recht!!!)

Ein kürzlich gesendeter Beitrag vom MDR zeigt, dass sogar Bürger die nur durch Zufall und Unkenntniss (Vogelfutter im Komposst) diese Pflanzen gedeien liessen, in Konflickt mit dem Gesetz geraten!? Schlimm genug, dass nur wenige diese Pflanze überhaupt identifizieren können! Den Vorwurf der Ungesetzlichkeit empfinde ich als lachhaft!

Was ist hier Ihrer Meinung nach Dummheit und was ist gekaufter Willen des Gesetzgebers?

Ist die Lobby der Holzverwerter und der Pharmaindustrie so stark, dass eine ökologische Nutzung dieser Pflanze in gewollte Vergessenheit geraten soll?

Das Internet ist übervoll von genialen Nutzungsmöglichkeiten dieser Pflanze!!!

Ist die Betäubungsmittelverordnung eine willkommene Norm für die Pharma- und Holzindustrie, um den Anbau dieser Nutzpflanze zu unterbinden? Mittlerweile gibt es Züchtungen bei denen der THC- Gehalt so gering ist, dass man ein ganzes Feld "rauchen" könnte ohne eine Wirkung zu erzielen! Diese Argumentation ist also obsolet!

Abgesehen von anderen Zielen Ihrer Partei (die bei mir Kopfschütteln auslösen). Wie gedenken Sie, bei einer eventuellen Regierungsbeteiligung, diesen Missstand der Ressourcenverschwendung und Erkenntnisignoranz Einhalt zu gebieten.

MfG
Andreas Schwarz

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Schwarz.

Ja es stimmt, bei der Verfolgung von Hanf und Cannabis gibt es die verrücktesten Geschichten. Viele Menschen müssen darunter leiden.
Wie Sie wissen unterstütze ich die Forderung, Hanf insgesamt zu entkriminalisieren und den Anbau zu legalisieren, obwohl ich niemand rate, Cannabis zu konsumieren, sondern alle auffordere drogenfrei zu leben.
Der Konsum von Hanf aber ist viel weniger gefährlich als der von Alkohol nicht nur für die Konsumenten, sondern auch für die Mitmenschen. Keine Droge kann zu so schlimmen Verbrechen beitragen wie der in Deutschland millionenfach konsumierte und oft gefeierte Alkohol. Auch deshalb halte ich an meiner Forderung fest: Gebt das Hanf frei !

Sie haben auch Recht damit, daß Hanf eine uralte deutsche und europäische Nutzpflanze ist, die für unendlich viele gute Zwecke über Jahrtausende gedient hat und noch heute dienen könnte.
So ist sie auch eine echte Alternative zum Holzanbau und als Grundstoff für die alternative Erzeugung von Energie.
Trotzdem fürchte ich, daß wir noch lange auf die Legalisierung warten müssen.

Der Druck aus den USA, den Drogenkrieg nicht zu vernachlässigen, und die Angst der Parteien davor, in der Öffentlichkeit und insbesondere von den Massenblättern als Verharmloser von Drogen und gar als Drogenfreund denunziert zu werden, ist zu groß.
Viele Abgeordneten haben nichts gegen Legalisieren, aber trauen sich nicht das laut zu sagen.
Das ist meine Erfahrung, wenn ich in Gesprächen im Deutschen Bundestag das Thema anspreche.

Ganz zarte Fortschritte sind bei der Freigabe für medizinische Zwecke inzwischen in Sicht.
Und Hanf mit nur ganz geringem THC-Gehalt wird inzwischen schon wieder Legal und mit behördliche Genehmigung angebaut, auch in Brandenburg.
Wo sollte ich auch sonst meine Hanf-Jeans, Hanf-Jacken oder Hanf-Schuhe her bekommen.

Für die volle Legalisierung von Hanf aber brauchen wir noch einen langen Atem.

Mit freundlichem Gruß
Ströbele