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Hans-Christian Ströbele
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Frage von Andrés E. •

Frage an Hans-Christian Ströbele von Andrés E. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Ströbele,

die Frage ist etwas lapidar, ich hätte sogar Verständnis dafür, wenn Sie sie nicht beantworten, aber immerhin geht es um knapp 200 Millionen Euro. Es geht um die Integrationskurse, also die vom BaMF ausgerichteten Kurse. Die Frage ist, ob es nicht sinnvoll ist, in diesen Kursen mit Lehrwerken zu arbeiten, die in allen relevanten Sprachen vorliegen, also auf Russisch, Arabisch, Türkische, Spanisch, Französisch, Englisch etc. etc. und nur im Unterricht mit einer einsprachigen Version gearbeitet wird. Das Verfahren in den Integrationskursen ist ungewöhnlich, schließlich sind ja die an Schulen verwendeten Lehrwerke für Französisch, Englisch, Spanisch, Latein etc. zweisprachig. Ich persönlich wäre mit einem Buch, das sofort mit Chinesisch beginnt, von der ersten Seite an, nicht glücklich, wenn ich Chinesisch lernen will. Die Frage wird kontrovers diskutiert, also die Bedeutung der Grammatik im Spracherwerb, teilweise ist sie aber hilfreich und wäre es für Türken, Russen, Araber etc. nicht hilfreich, wenn sie die "Theorie" erstmal auch in ihrer Muttersprache nachlesen könnten? Das Argument, dass die Erstellung solcher Lehrwerke sehr aufwendig ist, sticht nicht wirklich, wir haben so Teile in der Schublade, die wir auch kostenlos zur Verfügung stellen würden, es könnte also auch Geld gespart werden. Desweiteren stellt sich die Frage, ob die etwa 500 Millionen Euro für auswärtige "Kulturpolitik", Goethe Institut, ifa, deutsche Welle, Kulturabteilungen der Botschaften nicht besser für Qualifizierung von Menschen mit Integrationshintergrund in Deutschland ausgegeben werden. Das Goethe Institut tritt im Ausland in Konkurrenz mit dort ansässigen Anbietern, konkrete Fälle sind hier vor allem aus Südamerika bekannt, die Kurse auf dem Standard des Goethe Institutes ohne massive Subventionierung kostengünstiger anbieten. Insgesamt ist auch nicht einzusehen, warum man deutsche Kultur im Ausland überhaupt subventionieren muss. Die verkauft sich gut.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Ehmann.

Für Deutsch- und Integrationskurse bin ich. Ich setze mich auch dafür ein, daß dafür mehr Geld aus Haushaltmitteln zur Verfügung gestellt wird. Aber Fragen, welche Unterrichtswerke und Lehrbücher und in welchen Sprachen für die Kurse benutzt werden sollen, möchte ich mich nicht einmischen. Dazu bin ich zu wenig sachkundig.
Zur auswärtigen Kulturpolitik bin ich anderer Meinung als Sie.
Das Geld ist gut angelegt. Künstler und andere Kulturschaffende sind häufig eher die besseren Botschafter, um ein richtiges Deutschlandbild im Ausland zu vermitteln. Viele Menschen in anderen Ländern haben ihr Interesse für Deutschland über die deutsche Kultur entwickelt, bevor sie hierher gereist oder eingwandert sind. Und deutsche Schulen oder gar Universitäten wie die deutsch/türkische Uni in Istambul können nicht nur das Erlernen der deutschen Sprache ermöglichen, sondern auch andere wichtige Bildungsarbeit in anderen Ländern leisten. Selbstverständlich kommt es darauf an, welche Kultur und welche Schulen angeboten werden und vor allem für welche Bevölkerungsschichten im Ausland.
Im übrigen gibt auch ein Bedürfnis nach deutschen Kulturangeboten und Schulen von vielen Menschen in anderen Ländern, die aus Deutschland stammen oder hier mal gelebt haben.

Sparen könnte man eher an den häufig doch sehr prächtigen und noblen deutschen diplomatischen Auslandsvertretungen.

Mit freundlichem Gruß
Ströbele