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Hans-Christian Ströbele
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von L. B. •

Frage an Hans-Christian Ströbele von L. B. bezüglich Innere Sicherheit

Sehr geehrter Herr Ströbele,

mein Name ist L., ich bin Student und politsch sehr interessiert.

Vor ein paar Wochen habe ich mich auf dem Unicampus an einem Stand der Partei "BüSo" informiert und kam so in ein Gespräch mit zwei ihrer Mitglieder. Ich fand ihre Theorien und Weltansicht prinzipiell sehr interessant, da sie in der Zeit der drohenden Hyperinflation einigermaßen realitätsnahe scheinen und einen sehr anderen und für mich frischen, noch nicht begutachteten, Standpunkt wiederspiegeln..

Darauf hin bin ich ein paar Male zu Treffen der Büso gegangen und habe mir dort wissentschaftliche Vorträge über u.a. die große Fuge von Ludwig v. Beethoven, die Brechung des Lichtes im Wasser und die Unterschiedlichen Begründungen dieses Phänomens durch Descartes und Fermat und das Schaffenswerk Johannes Keplers angehört. IIn allen dieser Beiträge habe ich etwas Neues gelernt, dass mir in der Schule so nie beigebracht wurde.

Bis jetzt kann ich sagen, dass ich mich dort fast immer wohl im Kreise dieser Leute gefühlt habe und dass ich bis jetzt noch keine antisemitischen Sprüche und "psychische Unterwerfung" mtbekommen habe.

Ich frage Sie deswegen:

Aus welchen Gründen würden Sie, Herr Ströbele mir davon abraten zu den Veranstaltungen der BüSo zu gehen? Vor was genau muss ich mich hüten? Was macht die Partei/Bewegung Ihrer Meinung nach so gefährlich? Was hat Sie und Ihre Parteimitglieder 2007 dazu gebracht die "kleine Anfrage" zum Thema "Politsekte BüSo" zu stellen?

Mfg,
L.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr B..

Leider war Ihre mail bei mir untergegangen. Deshalb erhalten Sie erst jetzt eine Antwort. Seit vielen Jahren engagiere ich mich gegen die BüSo. Ich hoffe meine Antwort kommt nicht zu spät, um Sie vor der BüSo zu warnen.
Nach dem mir bekannten Auftreten der Büso auf Straßen und Unicamps kann ich Ihre Fragen verstehen. Die meist jungen Leute machen erstmal einen ordentlichen Eindruck.

Aber für mich handelt es sich um eine antisemitische rechtsradikale Sekte. Im vorletzten Wahlkampf hatte ich die BüSo auch öffentlich so bezeichnet. Sie hat mich angezeigt. Die Staatsanwaltschaft hat kein Verfahren gegen mich eingeleitet.
Die Organisation spricht vor allem junge Menschen an und leider auch häufig mit Erfolg. Die Jungen, die sich näher mit ihr einlassen, geraten in psychische Abhängigkeit und brechen den Kontakt zur eigenen Familie und Freunden völlig ab. Sie geben sich schließlich voll in die Hände der Organisation. Ehemalige Mitglieder haben auf einer Pressekonferenz, an der ich teilgenommen habe, von "Gehirnwäsche" gesprochen, der sie ausgesetzt waren.
Vor zwei Jahren habe ich einem Studenten als Verteidiger beigestanden, der die Partei als "antisemitisch" bezeichnet hatte. Er wurde angezeigt. Die Staatsanwaltschaft Berlin hat gegen ihn ein Verfahren eingeleitet. Ich habe umfangreiche Unterlagen zusammengestellt über die BüSo und Ihre Vorsitzende in Deutschland Helga Zepp-LaRouche und dem Gericht zugeleitet. Das Verfahren wurde daraufhin eingestellt.

Seit vielen Jahren bin ich außerdem mit einem Fall befaßt, der sich bei einer der Unterorganisationen der BüSo, dem Schiller-Institut, ereignet hatte. Ein junger Mann aus einer jüdischen englischen Familie war im März 2003 zu einer angeblichen Anti-Kriegs-Konferenz des Schiller-Instituts nach Bad Schwalbach gereist. Er hat dort den antisemitischen konsperativen Charakter der LaRouche-Bewegung verurteilt. In den Frühen Morgenstunden des 27. März 2003 wurde er tot aufgefunden, nachdem er vorher "panische Angst" hatte. Kurz vor seinem Tod hatte er zweimal seine Mutter angerufen. Jedes Mal wurde die Leitung unterbrochen. In der Nacht danach wurde er in der Nähe von Wiesbaden von einem Auto angefahren und starb. Seine Mutter führt seither einen verzweifelten Kampf, um den Fall vor Gericht zu bringen. An einer ihrer Pressekonferenzen in Berlin hatte ich teilgenommen. Inzwischen hat Sie erreicht, daß der Fall in England überprüft und wieder aufgerollt werden soll.

Die Vorsitzende der Büso Zepp-LaRouche ist verheiratet mit einem US-Unternehmer LaRouche in den USA. Dieser betreibt von den USA aus weltweit Organisationen, um seine rechte und antisemitische Gedankenwelt zu verbreiten. In Deutschland ist seine Statthalterin seine Ehefrau. Die Vorgängerorganisation der BüSo war die EAP, die europäische Arbeitberpartei. Beide Parteien geben sich sozial und bürgernah, was schon mit den Namen Bürger Solidarität (BüSo) bzw. Europäischer Arbeiter Partei (EAP) signalisiert werden soll. Beide haben erfolglos zu Wahlen in Deutschland kandidiert. Sinn der Kandidaturen scheint zu sein, die Möglichkeiten des Wahlkampfes für die Verbreitung des Gedankengutes von LaRouche zu nutzen, denn die Wahlergebnisse liegen trotz großen finanziellen Aufwandes bei 1 Prozent.

Das sind in Kürze einige Information zur BüSo. Einiges Material habe ich zu ihr gesammelt.

Mit freundlichem Gruß
Ströbele