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Hans-Christian Ströbele
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Frage von Nico K. •

Frage an Hans-Christian Ströbele von Nico K. bezüglich Gesundheit

Hallo, Herr Ströbele.

Ich habe von meinem 19 bis zum 33 Lebensjahr geraucht. Aufhören war eine Qual, eine Tortur, nicht nur für mich, auch für die Menschen in meiner Umgebung, und es hat unzählige Anläufe gebraucht, bis ich den Absprung endlich geschafft habe, aber wenigstens habe ich es geschafft: Mein Vater ist mit 53 am Herzinfarkt gestorben ("Prince Denmark").

Inzwischen sind wir ja gesellschaftlich so weit, daß man sich über die Gefährlichkeit und das Suchtpotential des Rauchens keine Illusionen mehr macht.

Wieso gibt es noch Werbung für Tabakwaren? Ich weiß noch genau, was für ein Hohn es für mich war, wenn ich mich gerade in einem meiner unzähligen Aufhörversuchen befand und auf dem Weg zur Arbeit auf unzähligen Plakaten vom Genuß und der Attraktivität des Rauchens überzeugt werden sollte - und oft auch wurde, denn, wie gesagt, ganz oft habe ich wieder angefangen, weil ich schlicht Nikotin-KRANK war.

Welche Begründung gibt es dafür, daß in der Öffentlichkeit für Tabak und Zigaretten noch geworben wird, wenn auch bekannt ist, daß die meisten Menschen, wenn sie mit dem Rauchen anfangen, noch Kinder und Jugendliche sind. Ich habe selbst zwei Kinder und frage mich, mit welcher Begründung die Gesellschaft meine Kinder mit Plakaten konfrontiert, auf denen versucht wird zu vermitteln, wie "toll" das Rauchen doch ist. Sind wir nicht schon weiter?

Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen,

mit freundlichen Grüßen,
Nico Karowa,
Düsseldorf.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geerter Herr Karowa.

Meinen Glückwunsch, daß Sie es geschafft haben, von dieser Sucht loszukommen. Ich kenne viele, die arbeiten ein Leben lang erfolglos daran. Also haben Sie meine Hochachtung.
Das mit der Werbung für Zigaretten und übrigens auch für Alkohol ärgert und empört mich auch immer wieder von Neuem.
Die einzige Begründung dafür, daß solche Werbung nicht generell verboten wird, besteht darin, damit würden Arbeitsplätze verloren gehen in der Werbeindustrie, vor allem aber in den Zeitungs- und sonstigen Medienredaktionen. Denn Presseerzeugnisse finanzieren sich zu einem großen Anteil aus Werbeeinahmen und dabei ist die Zigarettenindustrie ein zahlungskräftiger Großkunde. Das Anzeigengeschäft ist ohnehin rückläufig und manche Verlage sparen deshalb. Das mag auch der Grund dafür sein, daß Medien so zurückhaltend sind mit dem Anprangern des gesellschaftlichen Skandals. Schließlich wird das Risiko für die Gesundheit von vielen Menschen in Kauf genommen.

Mit freundlichem Gruß
Ströbele