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Hans-Christian Ströbele
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Frage von Gerhard R. •

Frage an Hans-Christian Ströbele von Gerhard R. bezüglich Jugend

Sehr geehrter Herr Ströbele,

"Viel besser als Schule - Achtklässler bei der Bundeswehr" - unter dieser Überschrift findet man in GoogleWeb einen Artikel des Ostholsteiner Anzeigers vom 9.10.09.

Aus dem Inhalt:
Die Besichtigung des Schießsimulators wurde vom Oberstabsfeldwebel so angekündigt: " Habt Ihr eine Playstation zu Hause? Das hier ist aber 1.000 Mal besser."
Alle sind begeistert, ein Junge sagt:

"Das schockt richtig! So einen besorg ich mir".

Der Klassenlehrer nimmt das Angebot eines nochmaligen Besuchs gerne an.

In einem Leserinnenbrief - "Der Artikel ist schockierend" - erinnerte eine mir unbekannte Frau daran, daß der so spaßig angepriesene Schießsimulator kein Spielzeug ist sondern letztendlich nur einem Zweck dient: Dem Töten von Menschen.
Die Frau erinnerte auch daran, daß Amokläufe von Jugendlichen in einen Zusammenhang mit gewaltverherrlichenden Computerspielen gebracht werden.

Wie bewerten Sie das Verhalten des Soldaten und des Klassenlehrers?

Wie werden Sie, wie werden die Grünen auf diesen Vorfall reagieren?

Mit freundlichen Grüßen
Gerhard Reth

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Reth.

Soweit ich erinnere sind Besuche von Angehörigen der Bundeswehr in Schulen und wohl auch von Schülern in Bundeswehrstandorten in Kasernen seit langem üblich. Diese werden damit erklärt und gerechtfertigt, daß die Schüler über die Aufgaben der Bundeswehr möglichst praxisnah infomiertwerden sollen. Aber es geht wohl auch um Werbung für die Bundeswehr und den freiwilligen Dienst dort Dies wurde bisher öffentlich nicht beanstandet. Ob bei Besuchen in Kasernen aber auch Schießanlagen oder Schießsimulatoren besichtigt wurden, ist mir nicht bekannt.
Die Äußerung und das Verhalten des Soldaten und auch des Lehrers halte ich, so wie berichtet, nicht für richtig. Eine Begeisterung für Schießen und gar solches auf Menschenbilder sollte so nicht gefördert werden. Wenn die Bundesregierung im Amt und handlungsfähig ist, werde ich ihre Meinung dazu parlamentarisch abfragen. Ein Bildungsministerium, das solche Filme bewerten könnte, gibt es nicht. Die Werbung für die Bundeswehr wegen eines solchen Vorfalles ganz zu untersagen, wird wohl nicht durchzusetzen sein. Ein Verstoß gegen Jugendschutzbestimmungen durch den Lehrer kann ich nicht feststellen.
Aber Lehrer haben ja auch noch ganz andere pädagogische Verpflichtungen. Eine kritiklose Hinnahme der Äußerung des Feldwebels und auch noch die Zusage, mit Schülern bald wieder zu kommen, halte ich mit diesen nicht zu vereinbaren. Zu seinen Aufgaben gehört es eher, Begeisterung für solche Schießübungen zu dämpfen und diesen entgegenzuwirken.

Mit freundlichem Gruß
Ströbele