Frage an Hans-Christian Friedrichs von Patrick S. bezüglich Bildung und Erziehung
Hallo Herr Friedrichs,
was wollen die Grünen dagegen machen, dass immer mehr Studierende, z. B. Ärzte, nach der Feritgstellung ihrers Studiums ins Ausland gehen. Bei den meisten wurde das Studium von den Steuerzahlern bezahlt. Sollte es also nicht so sein, dass, wenn sie das Studium hier in Deutschland bezahlt bekommen, dann auch erstmal hier bleiben sollten??
Als Zweites würde ich gerne mal wissen, was Sie gegen den Lehrermangel tun wollen?
Sehr geehrter Herr Scheunemann,
das Problem beginnt schon viel früher. Gerade im Fach Medizin finden Studierende oftmals im Ausland wesentlich bessere und praxisnähere Studienbedingungen vor, als in Deutschland. So hat beispielsweise die „Elite-Uni“ Heidelberg enorm an Renommee gegenüber Budapest eingebüßt. Wenn ich an den niedersächsischen Abiturjahrgang 2011 denke, wird die Situation noch kritischer, weil dann die SchülerInnen des alten G9 und des neuen G8 gleichzeitig auf den Studienmarkt drängen. Viele von ihnen werden gezwungen sein, im Ausland zu studieren, was für sie sogar von Vorteil sein kann. Da sich aber viele Studierende, die im Ausland studiert haben später entscheiden auch dort ihren Beruf auszuüben, ist das volkswirtschaftlich natürlich problematisch.
Insgesamt müssen wir versuchen, hier attraktive Studiengänge ohne Studiengebühren anzubieten, um die Studierenden auch nach ihrem Studium idealerweise hier zu halten. Zwangsweise Regelungen verkehren sich aber oft ins Gegenteil. Wer gezwungen würde, nach dem Studium nur in Deutschland zu arbeiten, würde sich womöglich gleich im Ausland niederlassen. Insgesamt möchte ich das Thema aber nicht überbewerten. Wir haben mit den Universitäten einen europäischen und sogar weltweiten Verbund des Austauschs von Studierenden und Informationen. Im Rahmen einer internationalen Zusammenarbeit ist diese Entwicklung nur positiv zu bewerten.
Der Lehrerberuf muss deutlich attraktiver werden. Das beinhaltet die Lehrerausbildung an sich, die schon lange an Qualität verloren hat, genauso wie das Image des Lehrerberufs. Die Landesregierungen müssen endlich das Ziel erklären und auch umsetzen wollen, kleinere Schulklassen zu schaffen. Das würde den Bedarf an Lehrern deutlich erhöhen und diesen bessere Zukunftsperspektiven bieten. Der aktuelle Lehrermangel in vielen Bundesländern ist ja hausgemacht. Die Planstellen müssen erhöht werden und mit der defizitären Unterrichtsversorgung muss endlich ehrlich und offen umgegangen werden.
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Christian Friedrichs