Frage an Hans-Christian Friedrichs von Ulrike T. bezüglich Verbraucherschutz
Sehr geehrter Herr Friedrichs,
ich bin im Frauenmuseum Bonn tätig und habe ein großes Interesse an Frauenfragen. Besonders natürlich daran, daß die schleppende Gleichstellung der Frau gegenüber dem Mann Fortschritte macht.
Was halten Sie davon, die Regelung ins Grundgesetz aufzunehmen, nach der der Deutsche Bundestag und die Länderparlamente stets paritätisch mit Frauen und Männern zu besetzen sind.
Wie meinen Sie könnte die eklatante Schieflage in der Vergütung der Arbeit von Männern und Frauen beseitigt oder zumindest abgeschwächt werden?
Mit freundlichen Grüßen
Ulrike Tscherner-Bertholdi
Guten Tag Frau Tscherner-Bertholdi,
die Gleichstellung von Frauen und Männern ist bei uns ein von Anfang an
verfolgtes wichtiges Ziel. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzt dieses Ziel auch
konsequent selbst um. So haben wir in den Parteigremien immer
weiblich-männlch-besetzte „Doppelspitzen“, paritätisch besetzte
Vorstände und Wahllisten. Sie werden bei uns immer Frauen auf Platz 1
finden. Ausnahmen gibt es nur, wenn keine Frauen kandidieren. Diese
Regelung gemäß Ihres Vorschlags auf den Deutschen Bundestag und die
Länderparlamente auszudehnen – ich gehe noch weiter und würde das ganze
parlamentarische System bis hin zum Gemeinderat integrieren -, finde
ich sehr reizvoll. Voraussetzung ist aber ein generelles Ende der
Politikverdrossenheit und die Bereitschaft vieler Frauen und Männer
aller Altersgruppen sich gesellschaftlich und politisch zu engagieren.
Beim derzeitigen Nachwuchsmangel in den politischen Organisationen und
Räten ist die durchgehende paritätische Besetzung sicher Illusion.
Zum Thema gleicher Lohn für gleiche Arbeit möchte ich Ihnen kurz unsere
Positionen nennen.
Der Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern liegt in Deutschland bei ca. 22 Prozent und damit deutlich höher als der EU-Durchschnitt von 17 Prozent. Besonders alarmierend dabei ist, dass die Lohnschere in Deutschland sich nicht schließt sondern eher weiter aufgeht. Die Ursachen sind komplex. Deshalb setzen wir auf ein Bündel von Maßnahmen, um diese Ungerechtigkeit zu beenden.
Wir fordern:
- Neue, transparente Bewertungskriterien für Tarifverträge, die endlich mit der Diskriminierung von Berufen Schluss machen, die überwiegend von Frauen ausgeübt werden. Frauenspezifische Berufe müssen ihren tatsächlichen Anforderungen entsprechend bewertet und bezahlt werden. Der Bund als Arbeitgeber muss hier Vorreiter sein.
- Ein umfassendes, flexibles Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft, mit Personalentwicklungsplänen und klaren Zielvorgaben für Einstellung, Qualifizierung und Beurteilung.
- Ein Verbandsklagerecht im Antidiskriminierungsgesetz, damit Diskriminierungen im Lohnbereich nicht ausschließlich durch individuell eingereichte Klagen gerichtlich bekämpft werden können.
- Änderungen im Vergaberecht, damit Unternehmen die die Gleichstellung aktiv fördern, bei der Vergabe öffentlicher Aufträge bevorzugt behandelt werden.
- Gesetzliche Mindestlöhne, die einen Schutz vor Lohndumping im Niedriglohnbereich, in dem vorwiegend Frauen beschäftigt sind, sicherstellen.
- Dass alle Frauen, unabhängig davon, ob sie einen Anspruch auf Arbeitslosengeld II haben oder nicht, wieder von der aktiven Arbeitsmarktpolitik profitieren können.
- Flexiblere Arbeitszeitmodelle und eine familienfreundliche Unternehmenskultur, damit Frauen und Männer - auch in Führungspositionen - Kindererziehung, Pflege und Beruf miteinander vereinbaren können. Denn auch immer mehr Männer möchten sich beispielsweise Kindererziehung partnerschaftlich teilen.
- Eine verlässliche Infrastruktur. Wir fordern den massiven Ausbau der Einrichtungen für frühkindliche Bildung, einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz ab dem ersten Lebensjahr und ein flächendeckendes Angebot an Ganztagsschulen, damit Frauen und Männer die Möglichkeit haben, das Leben mit Kindern und Beruf zu vereinbaren. - Eine Berufsberatung, die Mädchen und Jungen ermutigt Berufe mit Zukunft und Aufstiegschancen zu ergreifen, auch wenn diese jenseits der traditionellen Rollenbilder liegen.
- Mehr Frauen in Führungspositionen, denn hier sind Frauen kaum vertreten. Diese Männerdominanz ist ungerecht und ein Innovationshemmnis für die Wirtschaft. Deshalb fordern wir nach norwegischem Vorbild eine 50% Quote für Frauen in Aufsichtsräten deutscher Unternehmen.
Ich hoffe, diese Antwort hat Ihnen ein wenig weitergeholfen.
Mit freundlichem Gruß
Hans-Christian Friedrichs