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Hans-Christian Friedrichs
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Frage von Werner D. •

Frage an Hans-Christian Friedrichs von Werner D. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sehr geehrter Herr Friedrichs,
fünfzehn Jahre war ich engagiertes Mitglied der Grünen und unterstützte noch den Bundestagswahlkampf, durch den die Grünen in die Bundesregierung gekommen sind. Doch dann interessierten den neuen Außenminister Fischer nicht mehr die Parteitagsbeschlüsse der Grünen und die Bundeswehr, die dem Grundgesetz nach nur zur Verteidigung eingesetzt werden darf, begann ohne UN-Mandat gemeinsam mit den USA einen Angriffskrieg gegen Jugoslawien. Die meisten meiner Freunde bei den Grünen sind damals ausgetreten. Jetzt wird "unsere Freiheit am Hindukusch verteidigt". Auch hier liegt in Wahrheit kein Verteidigungsfall vor und die Mehrheit der Bevölkerung lehnt die deutsche Beteilgung daran ab. Wie werden Sie sich im Falle Ihrer Wahl verhalten?
Mit freundlichen Grüßen
Werner Doblies

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Lieber Werner Doblies,

schade, dass Sie nicht mehr Mitglied bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sind. Nur als Mitglied kann man Strukturen verändern, meinungsbildend wirken, sich aktiv und passiv an Wahlen beteiligen und die Inhalte, für die eine Partei steht, mitgestalten. Bei einem Austritt überlässt man doch genau denen das Feld, deren Meinung man nicht ist. Insofern ist jeder Verlust eines konstruktiven Mitglieds doppelt schmerzlich. Wenn Sie allerdings eine Partei gefunden haben, mit der Sie mehr von Idealen glauben umzusetzen zu können, dann kann ich das nachvollziehen.

Zur Zeit des Jugoslawien-Kriegs war ich in einer eher unpolitischen Phase und habe das damalige Geschehen nur mit Schrecken über die Medien verfolgt. Ich bin mir sicher, dass den meisten Abgeordneten kaum mehr Informationen zur Verfügung standen und ich konnte das damalige Vorgehen gut verstehen. Ich habe es im Sinne der Menschen als unverantwortlich empfunden, weiter tatenlos zuzusehen. Im Nachhinein sind die Vorgänge zum Teil aufgearbeitet worden. Wir mussten erkennen, damals mit vielen grausamen Unwahrheiten versorgt worden zu sein, die mit Sicherheit zur Akzeptanz des Jugoslawien-Krieges beigetragen haben.

Dass in Afghanistan noch immer nach Bin Laden gesucht werden soll, halte ich für ausgemachten Blödsinn. Ich bin mir sicher, dass gar kein wirkliches Interesse daran besteht, Bin Laden zu ergreifen. Der Behauptung, Deutschland am Hindukusch verteidigen zu müssen, stehe ich ebenfalls skeptisch gegenüber. Ich halte allerdings einiges von humanitären Einsätzen. In anderen Teilen der Welt ist deutsche und internationale Entwicklungszusammenarbeit leider schon lange nicht mehr vorhanden. Ich unterstütze den raschen aber nicht überstürzten Übergang von einem militärischen zu einem zivilen Einsatz in Afghanistan. Es sollte eine Exit-Strategie erarbeitet werden, die einen terminierten Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan vorsieht. Ich verweise an dieser Stelle gern auf die jüngste Erklärung gegen die Eskalation des Krieges, deren Mitunterzeichner ich bin: www.robert-zion.de/erklaerung-BTW

Beste Grüße
Hans-Christian Friedrichs