Frage an Hans-Christian Friedrichs von Jan S. bezüglich Verkehr
Hallo Hans-Christian Friedrichs,
die Wendlandbahn zwischen Lüneburg und Dannenberg ist bundesweit leider vor allem bekannt, weil über diese Bahnstrecke die Castor-Transporte zum Zwischenlager Gorleben rollen.
Für die Bevölkerung des Landkreises Lüchow-Dannenbergs ist dies aber eine potentiell enorm wichtige Verkehrsinfrastruktur, um umweltfreundlich und schnell nach Lüneburg und in die Metropolregion Hamburg zu kommen. Derzeit schleicht sich die Bahn aber mit weniger als 50 km/h und im Dreistundentakt.
Werden Sie sich für eine Modernsierung dieser Bahnstrecke einsetzen, wozu aus meiner Sicht die Einbeziehung der gesamten Bahnlinie in den Hamburger Verkehrsverbund, eine Verkürzung der Fahrtzeit Dannenberg - Lüneburg auf unter einer Stunde und ein Zweistundentakt gehören? Was können und wollen Sie im Falle ihrer Wahl konkret zugunsten der Wendlandbahn unternehmen?
Vielen Dank für Ihre Antwort
Jan Stehn
Lieber Herr Stehn,
ich kandidiere zwar im Landkreis Harburg, das Wendland und die Buchholzer Bahn, wie sie historisch genannt wurde, oder die Wittenberger Bahn oder eben die Wendlandbahn, sind mir aber Herzensangelegenheiten.
Deshalb setze ich mich auch für die Bahnstrecken zwischen Altmark und Heide ein, ganz gleich, ob ich in den Bundestag gewählt werde oder nicht. Mit großem Ärger stelle ich fest, welche Bahninfrastruktur in dieser Region aktuell auf dem Spiel steht: Das ist die Ohretalbahn von Wittingen bis ursprünglich Oebisfelde, die Ostheide-Elbe-Bahn von Uelzen nach Dannenberg und jüngst die Bahnstrecke von Lüneburg nach Bleckede – zwei dieser Strecken sind übrigens in OHE-Besitz. Nicht zu vergessen die vielen stillgelegten Strecken in der Altmark und die seit 1945 unterbrochenen innerdeutschen Verbindungen, die es auch nach 1989 nicht wieder ins öffentliche Interesse geschafft haben und nicht wieder aufgebaut wurden.
Nachdem am 8. Mai 1996 der Verkehr auf der Bahnstrecke von Uelzen nach Dannenberg eingestellt wurde und die Strecken nach Salzwedel, Ludwigslust und Wittenberge schon seit 1945 nicht mehr existieren, bleibt den Lüchow-DannenbergerInnen als letzte Bahnverbindung nur noch die Wendlandbahn nach Lüneburg, die offensichtlich nur noch „Dank“ Castor besteht. Dabei hat die Wendlandbahn eine vom Atommüll völlig unabhängige Daseinsberechtigung für die Menschen in der Region, potentiell auch überregional und für den Güterverkehr. Daher ist diese wichtige Infrastruktur für mich auf jeden Fall erhaltenswert. Aus verkehrspolitischer und geographischer Sicht müssen wir den Raum auch über diese Schienenverbindung hinaus betrachten. Dabei fällt der stetig zunehmende Verkehr auf der parallel verlaufenden B216 auf, der zudem trotz oder vielleicht auch wegen vermeintlich großzügiger und sicherer Ortsumfahrungen immer unfallträchtiger wird. Will man an dieser Situation etwas nachdrücklich und zukunftsweisend ändern, dann muss Politik die Wendlandbahn attraktiver gestalten, um eben VerkehrsteilnehmerInnen von der Straße auf die Bahn zu bekommen – das Potential ist ja offensichtlich vorhanden.
Was kann ich dazu tun? In diesem Jahr habe ich ein Bündnis aus VCD, Fahrgastrat und PRO BAHN initiiert, das Kräfte bündeln soll und sich gemeinsam für diesen Verkehrsweg einsetzt. Auch wenn ich selbst nur in bescheidenem Maße etwas zum Gelingen beitragen kann, so sind doch inzwischen engagierte und versierte Fachleute dabei. Nach der Absage unseres niedersächsischen Wirtschafts- und Verkehrsminister Dr. Philipp Rösler an ein Engagement für die Wendlandbahn, habe ich nun Herrn Rösler erneut kontaktiert und um das im Februar 2009 bereits zugesagte Gespräch für unser Bündnis gebeten. Aktuell hat man mir frühestens für Februar 2010 einen unkonkreten Termin in Aussicht gestellt. Da liegt auch schon das Problem: Die Wendlandbahn ist eben nicht VW oder Porsche und ich heiße nicht Piëch, Wiedeking oder Winterkorn - das Trio hätte sicher sofort einen Termin erhalten.
Um noch mal etwas von der Wendlandbahn abzuweichen, will ich kurz erwähnen, dass ich auch bei der Gründung des Fördervereins Ohretalbahn e. V. „Geburtshilfe“ geleistet und den Kontakt zu Prof. Schempf hergestellt habe, beim Förderverein Ostheide-Elbe-Bahn bin ich Gründungsmitglied. Alle Aktivitäten von der Wendlandbahn bis zur Ohretalbahn führe ich mit dem VCD Verkehrsclub Deutschland Regionalverband Elbe-Heide und dem Landesverband Niedersachsen sowie den politischen FreundInnen in Harburg, Lüchow-Dannenberg, Uelzen, Lüneburg und im Land hinter mir durch. Eine gute Vernetzung zwischen Bürgerinitiativen, Umweltverbänden und Politik hat sich da als hilfreich erwiesen.
Sollte ich in den Bundestag kommen, wird sich an dieser Art der Arbeit und der Pflege guter Beziehungen nichts ändern. Meine politische Arbeit sollte sich im Rahmen der Fraktion thematisch im Bereich Verkehr bewegen und in konkrete Politik münden. Um der Wendlandbahn ein dauerhaftes Überleben zu sichern, ist es auf Bundesebene wichtig, sich für die überregionale Funktion der Strecke stark zu machen, also der Wiederherstellung der Weiterführung nach Salzwedel im Süden. Hinzu kommen die Verbindungen nach Wittenberge, nach Ludwiglust im Norden und nach Uelzen. Natürlich würde ich mich auch bei der Bahn AG für die technische Ertüchtigung der Strecke stark machen. Belange wie der HVV-Anschluss, sind allerdings auf Bundesebene nur wenig Erfolg versprechend zu behandeln und sollten daher verstärkt auf regionaler Ebene mit dem Land und der LNVG geklärt werden.
Beste Grüße
Hans-Christian Friedrichs