Guy Seidel
Kusch
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Frage von Uschi U. •

Frage an Guy Seidel von Uschi U. bezüglich Innere Sicherheit

Guten Tag Herr Seidel,

Sie antworteten: "Den Kampf gegen die Drogenkriminalität werden wir flächendeckend angehen mit:

der Wiedereinführung der Zwangsvergabe von Brechmitteln und dem Einsatz aller rechstsstaatlichen Mittel gegen Drogenmissbrauch

der Schließung von staatlich finanzierten Fixerstuben und den Vergabeprogrammen für Heroinkonsumenten (Wüstenrothaus)

der konsequenten Abschiebung ausländischer Drogendealer"

Einen überaus relevanten Personenkreis haben Sie m. E. bei Ihren Antworten vergessen, nämlich die Konsumenten illegaler BTM, also die Drogenabhängigen selbst. Wie planen Sie mit diesen zu verfahren? Ihre Antwort liest sich in meinen Augen nach ignorieren - nur damit ist der "rechtstreuen Bevölkerung", wie Sie die Einwohner bezeichnen, doch recht wenig geholfen. Ich zumindest möchte kein Opfer eines Junkies werden, der mich im Entzugswahn überfällt und ausraubt. Wie würden Sie also diesbezüglich für meine Sicherheit und Unversehrtheit sorgen?

Beste Grüße
U. Urlaub

Antwort von
Kusch

Sehr geehrte Frau Uschi Urlaub,

Drogensüchtige sind sowohl kriminell als auch krank. Es war und bleibt für mich selbstverständlich, dass wir Kranken - auch wenn sie kriminell sind - die Chance der Heilung bieten. Jedem Süchtigen, der von seiner Sucht loskommen will, sollte der Staat die schnellste und beste Entzugstherapie zur Verfügung stellen. Und zwar genau ein Mal, denn derartige Therapie ist sehr teuer.

Den rechtstreuen Hamburger Steuerzahlern ist es nicht zuzumuten, dass mit ihrem Geld neben teurer Entzugs-Therapie ideologiebefrachtete Experimente (wie Heroin auf Staatskosten) finanziert werden, die das glatte Gegenteil von Entzug sind und den Drogenmarkt anheizen, statt ihn auszutrocknen. Hinzu kommt: Heroin-Vergabe ist viermal so teuer wie die Vergabe von Methadon. Die Heroin-Vergabe hat Hamburg bislang EUR 12 Mio gekostet, die Zahl der teilnehmenden Süchtigen ist auf 80 gesunken.

Im Juni 1994 hat Dr. Kusch zusammen mit dem damaligen Vorsitzenden des Rechtsausschusses des Deutschen Bundestages, Notar Horst Eylmann in der ZRP (Zeitschrift für Rechtspolitik) einen Aufsatz verfasst mit dem Thema ,,Heroin an Süchtige". Hieraus ein Zitat:

,,Zwei Ziele müssen Leitschnur aller staatlichen Maßnahmen sein: Verhinderung des Einstiegs in den Drogenkonsum und Ermöglichung des Ausstiegs aus dem Drogenkonsum.

1. Verhinderung des Einstiegs
Wie will der Staat glaubwürdig ein gefährliches Produkt verbieten, wenn er einen Teil der Nachfrage selbst befriedigt? Wie will er Präventionsarbeit gegen Haschischkonsum leisten, wenn er das viel gefährlichere Heroin selbst verteilt? Wie will der Staat von der Gefährlichkeit des Heroins überzeugen, wenn er es doch selbst abgibt? Alle staatliche Präventionsarbeit wird schon dadurch zunichte gemacht, dass für jeden Drogenkonsumenten das Abgleiten in die Sucht nicht als Schreckensvision, sondern als Paradies erscheinen muss: Wer sich durch den harten Dschungel illegalen Rauschgifterwerbs nur wacker durchkämpft, wird am Schluss vom Staat mit kostenlosem Heroin belohnt.

2. Ermöglichung des Ausstiegs
Jedes Gramm Heroin, das bei uns konsumiert wird, ist sowohl für den Drogensüchtigen selbst als auch für die Gesellschaft insgesamt verheerend. Wer Heroin nimmt, macht sich unmittelbar dadurch zum Pflegefall. Er fällt seinen Mitmenschen nicht nur zur Last, sondern kann für sie auch gefährlich werden - z. B. wenn er Auto fährt. Heroinsucht ist Suizid auf Raten. Jede Injektion entfremdet den Süchtigen von der Gesellschaft, von seinen Mitmenschen, und was am schlimmsten ist - von sich selbst. Vielen Heroinabhängigen fehlt es zwar an der Kraft, nicht aber am Willen, von ihrer Drogensucht loszukommen. Diesen Willen zu stärken, ist zwingendes Gebot humanen staatlichen Handelns. Bei staatlicher Heroinabgabe aber sollen die Abhängigen ihrer Abhängigkeit überlassen bleiben."

Mit freundlichen Grüßen und vielen Dank für Ihre Frage!

G. Seidel