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Gustav Herzog
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Frage von Silvia F. •

Frage an Gustav Herzog von Silvia F. bezüglich Bundestag

Sehr geehrter Herr Herzog,

Wissen Sie, dass das Prüfungsgremium der Freien Universität Berlin in der Doktorarbeit von Franziska Giffey 27 Textstellen fand, an denen die Ministerin ohne Quellenangabe fremde Autoren übernahm https://www.tagesspiegel.de/wissen/geheimes-fu-gutachten-zur-promotion-giffey-taeuschte-an-27-stellen-durfte-aber-titel-behalten/26244332.html ?
Kennen Sie das Prüfgutachten https://media.frag-den-staat.de/files/foi/526285/bericht-pruefungsgremium-und-praesidiumsprotokoll_geschwaerzt.pdf?

Haben Sie sich für eine Ämterenthebung bereits eingesetzt oder werden Sie sich noch dafür einsetzen?

Was halten Sie generell von wissenschaftlichen Arbeiten und evidenzbasierten Untersuchungen und ist in Ihrer Partei, der SPD, ein zu laxer Umgang mit rein behaupteten Tatsachen verstärkt verbreitet?
Wie erklären Sie Ihren Wählern, dass Sie keinen akademischen Abschluss haben und sehen Sie sich dadurch in Ihrer Parlamentsarbeit behindert?

Danke.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau F.,

als Bundestagsabgeordneter mit vielen Herausforderungen im Wahlkreis (nicht erst seit der Corona-Krise) und Berichterstatter der SPD-Bundestagsfraktion für die Digitale Infrastruktur bin ich mit Arbeit und Aufgaben sehr gut ausgelastet. Deshalb ist die Frage, wer wie wann wo und ob überhaupt in einer Promotion wissenschaftliche Standards nicht ausreichend eingehalten wurden, für mich persönlich nicht besonders wichtig.

Ich habe schon lange meine eigenen Maßstäbe, die Erfahrung und wissenschaftliche Kompetenz von Fachleuten und deren Arbeiten einzuordnen. Damit bin ich in meiner bisherigen (22 jährigen) parlamentarischen Arbeit vom chemischen Pflanzenschutz und Ökolandbau über den Schienenlärm und Bundesverkehrswegeplan bis hin zur Digitalisierung und Infrastruktur sehr gut zurecht gekommen.

Meine Wählerinnen und Wähler wissen, dass ich die Hauptschule mit Mittlerer Reife verlassen, eine Ausbildung als Chemielaborant gemacht und 10 Jahre in meinem Beruf gearbeitet habe. Ich denke, dass dieser Lebens- und Arbeitsweg stets eine erhebliche Rolle bei meinem Erfolg im Wahlkreis (den ich sechsmal direkt gewonnen habe) gespielt hat. Meine berufliche Erfahrung vor dem Mandat war immer eine große Stütze und sehr hilfreich für meine erfolgreiche Abgeordnetenarbeit in Berlin und im Wahlkreis.

Ich finde im Übrigen Ihre Fragestellung am Ende sehr zwiespältig, suggeriert sie doch, man müsse sich im Jahr 2020 mehr oder minder dafür „entschuldigen“, wenn man als Bundestagsabgeordneter keinen Hochschulabschluss vorweisen kann. Haben Sie sich mal Gedanken über das Wort „Volksvertreter“ gemacht? Denken Sie, die Bevölkerung in Deutschland ist in einem Bundestag gut vertreten, in dem ausschließlich Akademikerinnen und Akademiker sitzen? Ich nicht. Und ich bin froh, dass das auch nicht so ist. Aber die Tatsache, dass schon jetzt 80% meiner Kolleginnen und Kollegen einen Hochschulabschluss haben, macht mir ein wenig Sorgen, denn die Entwicklung geht damit in einer Richtung, die ich nicht für gesund für eine parlamentarische Demokratie – und vor allem für deren Akzeptanz in der Bevölkerung – halte.

Mit freundlichen Grüßen

Gustav Herzog