Frage an Gustav Herzog von Sebastian D. bezüglich Soziale Sicherung
Guten Abend Herr Herzog
Es Kommt Oft vor dass ich von Obdachlosen Nach Geld gebeten werde was ich auch mache ich bin auch schonmal mit einem Obdachlosen zu McDonald's gegangen und hab mir dann angehört wie es dazu kam dass er Obdachlos wurde sehr traurige Geschichte war das zu leider musste ich auch feststellen dass der mann andauernd als Penner und Gauner bezeichnet wird
zu Obdachlosen hab ich mehrere Fragen
1. Was kann der bund machen um diesen Menschen wieder eine Perspektive zu bieten
2. Was kann der bund machen um die verrohung der Sprache zu verhindern
3. Was kann der stadt machen um Obdachlosigkeit von Anfang an zu verhindern
Mit freundlichen Grüßen Sebastian denz
Sehr geehrter Herr Denz,
herzlichen Dank für Ihre Frage. Aus Ihren Worten spricht viel Herz und ein einfühlsamer Blick auf Ihre Mitmenschen. Das freut mich sehr, denn Obdachlose und andere Menschen, die unter armen und einsamen Lebensumständen leben müssen, werden allzu oft von ihren Mitmenschen bewusst übersehen. Manchmal werden sie auch zur Zielscheibe von Aggressionen, Sie beschreiben das ja auch aus Ihrer Wahrnehmung. Deshalb ist es gut, nicht nur hier und da einen Euro zu geben, sondern sich mit den Menschen auch zu unterhalten, ihnen zuzuhören. Alle haben ihre ganz individuelle Geschichte und leider sind fast alle tragisch.
Zu Ihren konkreten Fragen:
1. Unser Sozialsystem ist so aufgebaut, dass alle Angebote für Menschen mit dauerhaftem Wohnsitz verfügbar sind. Viele davon (nicht alle) sind aber auch für Menschen ohne festen Wohnsitz beantragbar- oft genügt eine Postadresse z. B. bei einer sozialen Einrichtung, um Ansprüche auf Leistungen wie Grundsicherung geltend zu machen. Menschen, die einen sehr festen Willen zeigen, von der Straße runter zu kommen und auch bereit sind, aktiv an der schrittweisen Wiedereingliederung mitzuwirken (z. B. durch die Bereitschaft zum Drogen- oder Alkoholentzug, falls dort ein individuelles Problem vorliegt), bekommen vielfältige Unterstützung. Gerichtlich bestellte Betreuer, Beratungsstellen und kommunale Sozialarbeiter können individuelle Fälle begleiten, Leistungen beantragen, Projekte finden (betreute Wohngemeinschaften zB.), die einen Übergang Richtung festen Wohnsitz bieten.
Bei all diesen Angeboten muss man aber meiner Auffassung nach auch berücksichtigen, dass es auch Menschen gibt, die nicht wieder sesshaft werden können oder wollen. Zu viele Jahre auf der Straße, psychische Probleme, schwere soziale Auffälligkeiten oder eine Alkoholproblematik machen es den Betroffenen wie auch den „helfenden Händen“ schwer, diese Menschen dauerhaft von der Straße zu holen. Dennoch gibt es auch hier temporäre oder mittelfristige bescheidene Übernachtungsmöglichkeiten, wie z. B. Zuweisungen einer „Schlichtwohnung“ oder Schlafplätze, die meist von caritativen Vereinen zur Verfügung gestellt werden. Diese Vereine bekommen aber ihrerseits auch staatliche Unterstützung, beispielsweise in Form mietfreier kommunaler Immobilien.
2. Die Politik kann mit gutem Beispiel vorangehen, in der Hoffnung, dass die Medien und die Menschen folgen.
3. Sofern die Ursachen nicht im gänzlich privaten Bereich wie z. B. Scheidung liegen, gibt es ein Netz von Beratungsstellen und Stützungsprogrammen, die meist schon vor dem Verlust des Arbeitsplatzes oder der Wohnung ansetzen. Zu häufig sind diese Hilfen aber nicht bekannt oder werden zu spät kontaktiert. Die Schuldnerberatung ist da ein gutes Beispiel. Außerdem haben die Kommunen und der Bund angesichts teilweise rasant steigender Mieten die Aufgabe, bestehenden Wohnraum bezahlbar zu halten und über Wohnungsbauprogramme auch neue Wohnungen (auch Sozialwohnungen) zu fördern. Daran arbeitet die SPD in Rheinland-Pfalz und im Bund mit.
Ich hoffe, Ihnen mit meinen Informationen geholfen zu haben und möchte Ihnen nochmals für Ihr ganz individuelles Engagement danken.
Herzliche Grüße,
Gustav Herzog