Frage an Guntram Schneider von Thea K. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Minister,
berufsbildende Schulen sind in NRW die Schulen, die Jugendlichen die Chance geben, sich entsprechend ihrer Fähigkeiten so weit zu qualifizieren, dass sie ausbildungsreif, berufsreif für anspruchsvollere Berufe und auch studierfähig werden. Jede, jeder erhält so eine bessere Möglichkeit, sich im Sinne von Chancengerechtigkeit zu entwickeln und seinen Beruf frei zu wählen.
Dies müsste auch originäres Ziel von Gewerschaften und der SPD sein.
Sie erwähnen die berufliche Bildung an Beruskollegs in der letzten Zeit öffentlich nur in Verbindung mit dem Begriff Warteschleife.
Mich würde freuen zu erfahren, worauf Sie sich hier beziehen. Ist eine Weiterqualifizierung und sogar die Studierfähigkeit von Migranten und Hauptschülern nicht gewünscht? Soll talentierten jungen Menschen die Höherqualifizierung verwehrt werden und dies allein den Gymnasien überlassen werden?
Ich kann nicht glauben,dass Sie das meinen.
Was aber dann?
Ich freue mich auf Ihre Antwort.
Thea Kuhs
Sehr geehrte Frau Kuhs,
vielen Dank für Ihre Anfrage vom 12.01.2013.
Ich möchte auf keinen Fall die Verdienste und den Sinn von Berufskollegs verschmähen. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Durchlässigkeit des Schulsystems und bieten Schülerinnen und Schülern, die nicht die Möglichkeit hatten, ein Gymnasium zu besuchen, einen Schulabschluss zu erreichen, der die Aufnahme eines Hochschulstudiums ermöglicht.
Ich halte es aber nicht für sinnvoll, möglichst viele Schülerinnen und Schüler zwanghaft über den Schulweg zur Hochschulreife zu bringen. Leider ist es aber der Trend geworden, dass vor allem junge Menschen ein Berufskolleg besuchen, die keinen Ausbildungsplatz erhalten haben, so dass man in vielen Fällen leider wirklich von einer Warteschleife sprechen muss.
Ich möchte niemandem den Weg zur Hochschule verbauen. Bei vielen jungen Menschen, die Schwierigkeiten in der Schule hatten oder haben, muss man aber die Frage stellen, ob ein weiterer Schulbesuch der sinnvolle Weg. Warum sollten wir diesen jungen Menschen nicht mehr Chancen und Hilfen bieten, eine praktische Berufsausbildung zu starten? Wir wollen zudem Wege schaffen, nach der Ausbildung ein Studium zu beginnen zu können, wen sie dies wollen. Wir wollen an dieser Schnittstelle mehr Durchlässigkeit im Bildungssystem schaffen.
Wir müssen in meinen Augen zudem von dem Gesellschaftsbild abkommen, dass nur der was wird, der einen Hochschulabschluss hat. Eine gut ausgebildete Fachkraft hat in meinen Augen keine schlechtere Ausbildung als ein Hochschulabsolvent. Es ist auch nicht immer der Fall, dass ein Akademiker mehr Geld verdient, als ein Nicht-Akademiker. Das müssen wir jungen Menschen mit auf den Weg geben und ihnen persönliche Entfaltungsmöglichkeiten aufzeigen, die zu ihnen passen. Das tun wir seit diesem Schuljahr mit dem Übergangssystem Schule-Beruf. Wir wollen niemandem vor der Wahl, das Abitur zu absolvieren und ein Hochschulstudium aufzunehmen, abraten. Wir wollen junge Menschen aber auch andere Wege aufzeigen, einen erfolgreichen beruflichen Lebensweg zu finden.
Mit freundlichen Grüßen
Guntram Schneider