Frage an Günter Herbig von Hans R. bezüglich Energie
die radikale Wende zum Elektroauto hat die Autoindustrie samt ihrer Zulieferer in große Probleme gestürzt. Trotzdem hält man an der resoluten Marschroute fest obwohl man weiß dass die Rohstoffe unter sehr dubiosen Umständen zum Teil in Kinderarbeit gefördert werden und man uns Emissionsfreiheit vorgaukelt obwohl bei der Produktion der Fahrzeuge hohe Emissionen anfallen. Es gibt wesentlich bessere Alternativen. Wie stehen Sie und auch ihre Partei zu diesem doch sehr gravierenden Problem ?
Sehr geehrter Herr R.,
herzlichen Dank für Ihre Anfrage, die ich sehr gerne beantworte, aufgrund der aktuellen Turbulenzen leider etwas verspätet. Als Natur- u n d Politikwissenschaftler liegt mir das Thema sehr am Herzen.
Aufgrund der dramatischen Klimaentwicklung kommen wir leider an Fragen wie Klima- bzw. CO2 - Neutralität, alternative Energien, "weg von der fossilen Verbrennung" usw. nicht vorbei.
Das 1,5 - Grad - Ziel muss unbedingt angestrebt werden. Auch Menschen, die die Klimaentwicklung als zyklisch naturgegeben ansehen, sollten die Reduktion von menschengemachten Treibhausgasen als sinnvoll ansehen.
Zur Auto- und Zuliefererindustrie:
Machen wir uns nichts vor, hier wurden die Zeichen der Zeit lange verschlafen und "immer größer, schwerer ..." zum profitablen Geschäft beworben. Die Ansätze früherer Jahre (Daimler mit "Neckar" - der A-Klasse mit Wasserstofftank huckepack) leider wieder eingestampft und voll auf Verbrenner gesetzt.
Dann über Nacht auf E-Antrieb, mit entsprechender Förderung, aber wenig Infrastruktur im eigenen Lande. Aber mit großer Hoffnung auf Exportgeschäfte. Und in der berechtigten Angst, international z.B. von China abgehängt zu werden. Auch die Batterietechnik hat man ja "verschlafen". Das Umschwenken ist also nicht "von oben" diktiert, sondern Haus- und selbstgemacht und profitgetrieben. Die Zulieferindustrie haben die Autokonzerne eben nur als Zulieferer gesehen, weniger als gleichberechtigte Partner "in einem Boot". Seit vielen Jahren eher drangsaliert.
Gleichzeitig setzt man (Grün, Schwarz, Blau, Gelb) weiter auf Verbrenner, auch in Form von Hybridantrieb, obwohl ein wichtiges Land nach dem anderen sich aus der Verbrenner-Technologie verabschiedet und diese mit Zulassungsverbot belegt oder bedroht.
Wir als Linke und auch die Gewerkschaften sehen mit Sorge, dass das alles auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden soll und fordern angesichts der bedrohten Arbeitsplätze Arbeitszeitverkürzung, einen Fond für Umschulung u.v.a.m.
Jetzt zu den von Ihnen natürlich zu Recht beklagten drohenden "Nebenwirkungen".
Leider haben wir bis heute meist unwidersprochen die gigantischen Umweltsauereien hingenommen, die von der Ölindustrie auf Land und Meer hinterlassen wurden und werden. Insofern ist es zu begrüßen, dass Sie und immer mehr Menschen auf das zeigen, was wir der Natur und damit uns Menschen antun. Die Missstände, die Sie und auch wir Linke anprangern, können nur so geschehen, wenn man die Konzerne dieses machen lässt. Nicht die Technik, sondern die Profitgier ist die Ursache. Es wäre Aufgabe von Politik, dies zu verhindern. Zum Beispiel, dass die Konzerne Salzseen ausbaggern und Hunderttausenden Menschen das Wasser als Lebensgrundlage entziehen. Silizium wurde mittlerweile auch woanders gefunden, auch in D. Die Technik wird noch neue Wege finden.
Kinderarbeit gehört natürlich überall weltweit verboten!
Ich sehe die Elektroautos aktuell als eine von verschiedenen Möglichkeiten an und setze zum Beispiel sehr auf Wasserstofftechnologie, wo die Forschung und Entwicklung maximal intensiviert werden sollte. Neulich wurde sogar ein Kleinwagenprototyp vorgestellt. Die nötige Energie sollte regenerativen Ursprungs sein, und Techniken wie "Power To Gas" lassen hoffen.
Wer, wenn nicht Deutschland sollte zukünftig wieder vorne mit dabei sein, wenn es geht, Innovationen nicht nur für Unternehmen, sondern auch für die Menschen insgesamt profitabel zu machen. Technik für den Menschen - das erhoffe ich mir. Und sorgen wir zum Beispiel mit einer Mobilitätswende dafür, dass der individuelle Autoverkehr deutlich vermindert wird und wir der Natur wieder etwas zurückgeben können.
Mit freundlichen Grüßen Ihr
Günter Herbig