Frage an Günter Gloser von Ute E. bezüglich Verbraucherschutz
Sehr geehrter Herr Gloser,
ich verfolge seit geraumer Zeit die Diskussion um die Ampel - Kennzeichnung. Leider kann ich überhaupt nicht verstehen, warum diese einfache und doch effektive Regelung bei uns nicht umgesetzt werden kann. Bei der von Handel und Nahrungsmittelindustrie favorisierten Lösung muss "Otto Normalverbraucher ja fast ein entsprechendes Studium abgeschlossen haben, um zu wissen, welche Nahrungsmittel gesund sind und welche weniger. Auch im Hinblick auf Kinder und Jugendliche ist die "Ampel" doch eine geschickte Lösung.
Meine Frage ist daher, ob Sie sich für die Ampel - Kennzeichnung, bei der es ja auch um die Gesundheit der Bürger geht, einsetzen werden?
Freundliche Grüße
Ute Engel
Sehr geehrte Frau Engel,
danke für Ihre Frage zur „Ampel-Kennzeichnung“ von Lebensmitteln. Für eine solche Lösung, wie sie in England seit kurzem angewendet wird, werde ich mich nicht stark machen.
Auf den ersten Blick hat so eine einfache Lösung zwar – wie die meisten einfachen Lösungen – viel für sich. Wenn man das aber konkret überlegt, dann habe ich erhebliche Zweifel. Denn schon die Festlegung auf nur ganz wenige Kriterien für gesunde Ernährung (in England: Salz, Fett und Zucker) ist problematisch. Was aber ist zum Beispiel mit dem Anteil an Kohlenhydraten? Oder Cholesterin? Wenn man dann auch noch eine simple Einteilung einführt, dass in einem Produkt „zu viel“, „mittel“ oder „wenig“ von den drei Stoffen ist, wird die Regel aus meiner Sicht vollends sinnlos. Denn ob etwas gesund ist, hängt immer von der Gesamtmenge ab, die man zu sich nimmt und nicht nur am „Anteil pro 100 Gramm“. Und außerdem verträgt jeder Mensch unterschiedlich viel von allem. Und das gilt auch für ganz gesunde Menschen.
Deshalb halte ich die Ampel-Lösung nicht für sinnvoll, mehr und bessere Information muss es aber geben, denn ich bin mir sicher, dass die Konsument/innen selbst absolut in der Lage sind, zu beurteilen, was für sie gut ist, wenn sie nur gut informiert sind. Hier hilft keine Ampel, sondern nur der gesunde Menschenverstand, eine gute Gesundheitserziehung und ein gestärktes Bewusstsein auch für Risiken von Fehlernährung.
Deshalb denke ich: Nährwertinformationen, Herkunftsangaben und Angaben über allergene Inhaltsstoffe sind wichtige Informationen, die gut sichtbar und leicht verständlich auf jede Verpackung gehören. Das ist bis heute noch nicht befriedigend geregelt. Dazu braucht es deshalb in unserem europäischen Binnenmarkt eine verbindliche Regelung auf europäischer Ebene.
Ich hoffe, damit Ihre Frage nach meiner Position in dieser Sache beantwortet zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
Günter Gloser