Frage an Günter Gloser von Christine B. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Ich bin erschüttert über das Schicksal dieses Jungen. Da sitzt ein Kind im Gefängnis. seit Monaten und ich habe Angst, daß dieses Menschlein da einen seelischen Schaden für sein ganzes weiteres Leben nimmt. Mit Politik kenne ich mich nicht so aus, aber ich denke, da es der Türkei offensichtlich völlig egal ist, wie es diesem deutschen Jungen geht, warum müssen die Deutschen denn immer noch Rücksicht nehmen. Es muß doch irgendein Druckmittel von unserer Seite geben, um diesen Jungen freizubekommen. Irgendwo habe ich gelesen, daß dieses Ereignis dem Tourismus in der Türkei schadet. Dazu kann ich nur sagen, hoffentlich und ich weiß alleine von sieben Familien in meiner Nachbarschaft, die in den letzten Wochen ihre Ferienwohnung in der Türkei verkauft haben und sagen, sie werden dieses Land nie wieder betreten. Gibt es denn gar nichts, was man tun kann, um den Jungen nach Deutschland zu holen?
Und noch eines, ich habe selbst eine Tochter, die jetzt 13 Jahre alt wird und ich kann jedem schwören, meine Tochter bliebe nicht die ganze Nacht weg, weder hier in Deutschland, und schon gar nicht in einem fremden Land. Warum geht man da nicht auch mal gegen die Eltern des Mädchens vor, bei uns nennt man so etwas, "Vernachlässigung der Aufsichtspflicht"!
Sehr geehrte Frau Berndt,
die Bundesregierung teilt die Besorgnis vieler Menschen in Deutschland um den in der Türkei inhaftierten minderjährigen Deutschen Marco Weiss.
Das Auswärtige Amt und das Konsulat Antalya betreuen Herrn Weiss intensiv seit dem Tag nach seiner Festnahme und beobachten weiterhin aufmerksam das gegen ihn geführte Strafverfahren. Das Konsulat Antalya besucht Herrn Weiss regelmäßig in der Haft und steht im engen Kontakt mit seinen Eltern, seinen türkischen Rechtsanwälten und den örtlichen Behörden, um ihn in der Haft zu unterstützen.
Das Auswärtige Amt und die deutschen Botschaft Ankara haben die türkischen Behörden wiederholt auf hoher Beamtenebene auf die besondere Situation von Herrn Weiss hingewiesen. Angesichts der sich hinziehenden Untersuchungshaft wurden dabei insbesondere die Frage der Schutzbedürftigkeit des minderjährigen Schülers und eine Beschleunigung des Verfahrens thematisiert. Dem deutschen Vorschlag, die Strafverfolgung nach Deutschland abzugeben und damit Marco Weiss die Heimreise nach Deutschland zu ermöglichen, hat die türkische Seite leider nicht entsprochen.
Auch Bundesminister Dr. Steinmeier persönlich hat seinen türkischen Amtskollegen auf den Fall angesprochen und die humanitären Aspekte des Falles erläutert.
Über die Frage, ob und wann Marco Weiss bis zur Klärung des Sachverhalts aus der Haft entlassen wird, entscheidet das türkische Gericht. Nachdem das Gericht bereits mehrere Haftbeschwerden abgewiesen hat, ist es angesichts der für einen Jugendlichen besonders belastenden Haftsituation nur verständlich, wenn Herr Weiss und seine Eltern den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg anrufen wollen.
Seien Sie versichert, dass das Auswärtige Amt auch weiterhin alles tut, um Herrn Weiss in der Haft beizustehen. Ich bitte um Ihr Verständnis dafür, dass wir im Interesse von Herrn Weiss nicht jeden einzelnen Schritt unserer beharrlichen Arbeit zum Gegenstand öffentlicher Äußerungen machen wollen und können. Ich wünsche ihm von Herzen, dass er noch vor Weihnachten nach Deutschland zurückkehren kann.
Mit freundlichen Grüßen
Günter Gloser