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Frage von Rolf S. •

Frage an Günter Gloser von Rolf S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Zitat "Sie suggerieren mit Ihren Aussagen, dass der ESM anderen Staaten einen unbegrenzten Zugriff auf den Haushalt der Bundesrepublik Deutschland gewährt, ohne dass eine Zustimmung des Bundestages und damit eine parlamentarische Kontrolle notwendig wäre.

Dies entspricht nicht den Tatsachen, da die Höhe der von Deutschland für den ESM bereitgestellten Mittel durch den Bundestag beschlossen wird und eine Erhöhung des finanziellen Beitrags ebenfalls der Zustimmung des Bundestages bedarf. Zusätzlich wird die eigentliche Vergabe der Mittel an Bedingungen geknüpft sein, die der Antragsteller zu erfüllen hat. "

Quelle: Antwort vom Herr Günter Gloser, 18.06.2012 bei Abgeordnetenwatch

Sehr geehrter Herr Gloser,

halten Sie ihre Aussage, "Vergabe der MIttel an Bedingungen zu knüpfen" für wirklich belastbar? Insbesondere mit Hinblick auf die Vertragsbrüche wie der "No Boilout Klausel", "Mastricht Kriterien" mit denen die Probleme erst eingeläutet wurden?

Welche Bedingungen schweben ihnen vor, an die sich ohnehin niemand halten will bzw. nach kurzer Zeit erneut nachverhandelt werden soll wie jüngst wieder in Griechenland? Quelle: http://www.n-tv.de/wirtschaft/EU-will-Hilfspaket-nachverhandeln-article6515636.html

Warum glauben Sie, soll das zukünftig anders sein?

Zitat
Auch wenn für mich aus Ihrem Schreiben nicht ganz deutlich wird, was genau Sie eigentlich für undemokratisch halten ..//.. Ich empfehle Ihnen zu diesem Thema eine kürzlich gehaltene Rede des Präsidenten des Europäischen Parlaments, Martin Schulz (SPD)Zitat Ende Quelle: Antwort vom Herr Günter Gloser, 18.06.2012 bei Abgeordnetenwatch zum Thema ESM

Als Randbemerkung sei mir erlaubt, Ihnen die Reden vom Europa-Abgeordneten Herr Nigel Farage von der britischen UKIP zu empfehlen, der sehr gekonnt die undemokratischen Misstände der EU aufzeigt. z.b. http://www.youtube.com/watch?v=eHvOhHY1Kjw oder http://www.youtube.com/watch?v=weqAwZuHbB4&feature=related

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Schneider,

gerade weil die von Ihnen erwähnten Regelungen spätestens seit der Finanzkrise als unzureichend gelten, wurde der Stabilitäts- und Wirtschaftspakt im Dezember 2011 durch das sogenannte „Six-Pack“ erweitert. Diese Maßnahmen sollen durch zwei Verordnungen ergänzt werden, welche die Rechte der EU-Kommission bei der Überwachung der Haushalte der Mitgliedstaaten ausweiten, insbesondere bei Ländern, die finanzielle Unterstützung erhalten („Two-Pack“, bestehend aus Ferreira-Bericht und Gauzès-Bericht).

Ich bin der Auffassung, dass diese erweiterten Befugnisse in Kombination mit dem Fiskalpakt zu einer verantwortlicheren Haushaltspolitik der Mitgliedsstaaten beitragen werden. Die Kommission wird beispielsweise in der Lage sein, von den nationalen Parlamenten neue Haushaltspläne einzufordern, falls sie einen Vertragsbruch befürchtet – und zwar noch bevor die Pläne beschlossen worden sind.

Dass die Probleme in Griechenland nicht zum Regelfall in der Europäischen Union werden, ist Ziel eben solcher und anderer Maßnahmen, die aktuell diskutiert werden. Die Haushaltskonsolidierung gehört dazu, ist aber nicht alles. In diesem Zusammenhang hat die SPD-Bundestagsfraktion die Bundesregierung kürzlich von ihrem Konzept für Wachstum und Beschäftigung überzeugt:

http://www.spd.de/linkableblob/73516/data/20120621_pakt_wachstum_beschaeftigung.pdf

Gerne gehe ich noch einmal genauer auf den von Ihnen angesprochenen Fall Griechenland ein: Die SPD-Bundestagsfraktion hat stets betont, dass die Inhalte des Sparprogrammes für Griechenland nicht zur Debatte stehen. Die von Ihnen genannte Meldung besagt übrigens nichts anderes: Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker ging es lediglich um den Zeitplan für das Programm, der, so wie es im Moment aussieht, tatsächlich nachverhandelt werden soll. Griechenland hatte im letzten halben Jahr keine funktionsfähige Regierung, die Reformen hätte beschließen können. Das war in dieser Form nicht vorauszusehen und sorgte für den aus heutiger Sicht eher unrealistischen Zeitplan. Im übrigen ist es eben gerade nicht undemokratisch, dass die Griechen in Form von Wahlen um den richtigen Weg aus der Krise ringen. Von einem „Bruch der Bedingungen“ kann hier aus meiner Sicht nicht die Rede sein.

Ich habe eher den Eindruck, dass das Argument der notwendigen demokratischen Kontrolle von europäischen Entscheidungen von Vielen missbraucht wird, um gegen Europa im Allgemeinen zu polemisieren. Es geht also vielleicht gar nicht um mehr Demokratie, sondern um weniger europäische Gemeinsamkeit. Und diese Grundausrichtung kann ich – und wird die SPD – keineswegs mittragen.

Insofern kann ich manche Ihrer Bedenken zwar nachvollziehen, bin aber aufgrund der jüngsten Entwicklungen wesentlich zuversichtlicher als Sie es sind, dass Europa auch aus dieser Krise mit einer nachhaltigen Weiterentwicklung der gemeinsamen Politiken hervorgehen wird.

Mit freundlichen Grüßen

Günter Gloser