Frage an Grietje Staffelt von Stefan M. bezüglich Tourismus
Sehr geehrte Frau Staffelt,
ich behellige Sie jetzt mit einem Umwelt/Tourismus/Verkehr-Thema, welches mir schon sehr lange auf den Nägeln brennt. Steigerungsraten des Flugverkehrs und Erreichen der Klimaschutzziele: Wie passt das zusammen und wann wird man dieses sehr ernste Thema endlich angehen?
Bei Flugzeugen wird fälschlicherweise der CO2-Ausstoß in der Höhe wo Flugzeuge fliegen (teils in Stratosphäre) mit Autos, Bussen und Bahnen verglichen, was wegen den unterschiedlichsten Temperaturen überhaupt nicht geht!
Bis in die Stratosphärenschichten hinein sind es meißt minus 60° und kälter, wodurch der Wasserdampf aus dem Abgas der Flieger kristallisiert. Vom Weltraum betrachtet tragen die alltäglichen Linienflüge schon heute zu einem dichten Netz um unseren ganzen Planeten bei. Dieses dichte Netz aus kristallisiertem Wasserdampf lässt UV-Strahlen der Sonne zwar ohne nennenswerte Ablenkungen hindurch, jedoch die von der Erde zurückreflektierten Wärmestrahlen, werden von den Flugzeugabgas-Wasserkristallen und Aerosolen mehrfach zurück zur Erde reflektiert, womit der Treibhauseffekt so richtig in Gang kommt.
Wasserstoff-Flugzeuge würden diese Wirkung sogar noch verstärken!
Verbieten lassen will sich keiner was in einer Demokratie! Allerdings wenn man dem Menschen beibringen will, das Klimaschutz so wichtig ist, kann man einen der schlimmsten Klimakiller keinen Freifahrtschein geben, nur weil es das liebste Kind, neben dem Auto, der Weltmächte ist.
Wie sehen Sie das und was Gedenken Sie persönlich mit Ihrer Partei dazu beisteuern zu können? Ganz ehrlich: Haben sie überhaupt schon versucht diese Art der klimafeindlichsten Mobilität mit politischen Werkzeugen zurückzudrängen?
Was für Möglichkeiten und realistischen Chancen sehen Sie persönlich, um diese stärker werdenden Auswirkungen zurückdrängen zu können?
Vielen Dank schon mal vorab.
Sehr geehrter Herr Meyerle,
ich stimme Ihnen zu, die Zunahme des Flugverkehrs und die Erreichung der Klimaschutzziele passen nicht zusammen, denn Fliegen führt nachweislich zu einer immer höheren Klimabelastung.
Die auf den internationalen Flugverkehr zurückgehenden Treibhausgasemissionen der EU sind seit 1990 um 87 Prozent gewachsen. Der Weltklimarat geht mindestens von einer Verdopplung der CO2-Emissionen des Luftverkehrs bis 2015 und einer Verdreifachung bis 2030 im Vergleich zu 1990 aus. Dabei ist der Klimaeffekt des Fliegens weitaus höher als die CO2-Emissionen. Nicht nur die Abgasemissionen aus der Kerosinverbrennung, sondern auch Kondensstreifen und vor allem Cirruswolken haben in einer Flughöhe zwischen 8.000 - 13.000 Metern besonders starke Auswirkungen auf den Treibhauseffekt. Der UN-Weltklimarat (IPCC) bemisst die unmittelbare Strahlungswirkung des Flugverkehrs daher zwei- bis viermal stärker als die alleinige Wirkung von Kohlendioxid.
Meine Fraktion hat daher im September 2008 einen Beschluss Verfasst, in dem wir die die EU-Kommission und die Bundesregierung auffordern folgende Maßnahmen zu ergreifen:
- Die Einbeziehung aller Treibhausgasemissionen des Flugverkehrs (d.h. CO2 mit einem Faktor 3) in den europäischen Emissionshandel; internationalen Luftverkehr mit klaren Reduktionszielen in den Post-Kyoto-Prozess einbinden.
- Effizienzsteigerungen durch den einheitlichen europäischen Luftraum, Forschung und Entwicklung für leise, sichere, verbrauchsarme und klimafreundliche Flugzeuge.
- Die Abschaffung sämtlicher Steuerprivilegien des Flugverkehrs (Kerosinsteuer, Mehrwertsteuerbefreiung von Auslandsflügen).
- eine Flugticketabgabe zur Aufstockung der Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit.
- Einen Masterplan nachhaltiger Luftverkehr, der Planung und Entwicklung der Luftverkehrsinfrastruktur nach umwelt-, lärmschutz- und wirtschaftspolitischen Kriterien steuert.
- Staatliche Subventionen für unwirtschaftliche Regionalflughäfen streichen.
Die spezifischen CO2-Emissionen des Fliegens sind im Personenverkehr dreimal höher als die der Eisenbahn. Kurzstreckenflüge sollten daher nach und nach ganz durch den Schienenverkehr ersetzt werden. Die herrschende Steuer- und Subventionspolitik unterstützt die ökologisch schädliche Wahl des Transportmittels und des Reiseziels. Deshalb ist es notwendig, die Bemühungen für eine europäische Initiative zur Abschaffung der Steuerbefreiung von Kerosin voranzutreiben, um so auch die versteckte Subventionierung von Fernreisen zu beenden und den inländischen Tourismus zu stärken.
Mit freundlichen Grüßen
Grietje Staffelt