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Frage von Reimund W. •

Frage an Gregor Gysi von Reimund W. bezüglich Familie

Hallo Herr Dr. Gysi,

Die Politiker reden immer von den rückläufigen Geburtenraten und beklagen die damit verbundene Überalterung der Gesellschaft.

In diesem Zusammenhang habe ich folgende Fragen bzw. Anregung:

1.) Wie soll ein junger Mensch mit abgeschlossener Berufsausbildung denn bei den heutigen Arbeitsbedingungen(niedrige Stundenlöhne, Zeitarbeitsverträge, Leiharbeitsverhältnisse) eine Familie gründen, wenn er nur einen Funken Verantwortung in sich hat.Selbst bei einem Mindestlohn von 8,50 € und einer 40 Std.-Woche kommt er nach Abzug der Sozialabgaben vielleicht auf 1.000,00 €. Dann fordert die Politik auch noch, dass er für seine Altersrente selbst vorsorgt u. evtl. seine KV durch Eigenleistung verbessert. Wie bitte soll er davon eine Familie gründen? Hinzu kommt noch das er flexibel auf Arbeitsangebote reagiert(Der Wanderarbeiter in China läßt grüßen!). Es fehlt einfach die Planungssicherheit um dieses Wagnis einzugehen.

2. ) Ist es in Ordnung, dass ich als Verbraucher zum einen dem Unternehmer sein Produkt über den Preis bezahle, gleichzeitig über meine Steuern noch dessen ersparte Löhne(Hartz4- Aufstocker) subventioniere? Ich finde nein!!!

3.) Mein Vorschlag den Wunsch nach Nachwuchs zu förfdern wäre, die MWSt auf Produkte für Kinder z.B. Erstlingsausstattung, Kinderwagen, Kinderzimmermöbel mindestens auf 7% zu reduzieren. Das wäre eine Subvention die den richtigen Personenkreis träfe.

Ich glaube zwar nicht das meine Anfrage beantwortet wird, da das was der Bürger denkt und manchmal auch sagt mit mangelndem Sachverstand abgetan wird oder aber als "Stammtisch-
parole" abgetan wird.

Trotzdem viele Grüße

Reimund Weber

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Weber,

Ihre Nachricht vom 7. April hat mich erreicht.

Genauso wie Sie argumentiere auch ich. Wer prekär beschäftigt ist, d.h. einen niedrigen Lohn bezieht oder nur als Leiharbeiter tätig ist oder nur befristete Arbeitsverträge bekommt, hat keinerlei Planungssicherheit um eine Familie zu gründen. Er verhielte sich - wie Sie es sagen - verantwortungslos gegenüber diesen Kindern. Im übrigen bin ich der Auffassung, dass ein gesetzlicher Mindestlohn von 8.50 € die Stunde nicht ausreicht. Er müsste 10.00 € betragen. Aber noch haben wir bekanntlich überhaupt keinen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn.

Ferner haben Sie Recht, dass es gerade die Union ist, die von den Beschäftigten fordert, dort hinzugehen, wo es Arbeit gibt. Da wir aber 16 Bundesländer und damit 16 verschiedene Schulsysteme haben, handelt man bei einem Wechsel von Bundesland zu Bundesland gegenüber schulpflichtigen Kindern wiederum verantwortungslos. Die Union beklagt die Tatsache der rückläufigen Geburtenraten, analysiert aber nicht die Ursachen dafür und ist schon gar nicht bereit, diese zu bekämpfen.

Vollzeitbeschäftigte Bürgerinnen und Bürger, die ihr Einkommen aufstocken lasen müssen, sind ein einziger Skandal. Jährlich werden die Löhne auf diese Art und Weise mit 10 Mrd. Euro subventioniert. Schon deshalb muss es den flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn geben. Ein Mensch, der einen Vollzeitjob hat, muss davon in Würde leben können und nicht noch zum Jobcenter geschickt werden.

In unserem Wahlprogramm für 2009 hatten wir bereits die Forderung aufgenommen, die Mehrwertsteuer von 19 % auf 7 % für Kindersachen, Dienstleistungen für Kinder, das personalintensive Handwerk, die rezeptpflichtigen Arzneien, das Hotel- und Gaststättenwesen zu senken. Inzwischen sind wir auch dafür, die Mehrwertsteuer für den öffentlichen Nahverkehr zu senken.

Ich wünsche Ihnen alles Gute.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi

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