Frage an Gregor Gysi von Sascha R. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Rode,

Ihre Anfrage vom 19. November hat ich erreicht.
Ich denke, dass man die Zinsen deshalb nicht abschaffen kann, weil viele Bürgerinnen und Bürger ihr Geld nicht mehr zur Bank bringen, wenn sie dafür keine Zinsen erhalten. Dann aber werden auch Investitionen in der Wirtschaft deutlich erschwert. Außerdem würde es keine Darlehen mehr geben. Bei jedem Darlehen besteht das Risiko, dass keine Rückzahlung erfolgt. Dieses Risiko gehen Darlehnsgeber in aller Regel nur ein, weil sie auf einen zusätzlichen Gewinn durch Zinsen hoffen. Natürlich muss man gesetzlich regeln, dass Zinsen nur eine angemessene Höhe haben dürfen.

Für die Schaffung einer freien Presse trete ich ebenso ein. Die Kritik, die Sie üben, ist völlig zutreffend.

Ich bin gegen ein bedingungsloses Grundeinkommen, nicht nur, weil es viel zu teuer wäre, denn es müsste ja an jede Bürgerin und jeden Bürger bezahlt werden. Wenn ein junger Mann mit reichen Eltern keine Lust hat zu arbeiten, bekäme er dennoch ein bedingungsloses Grundeinkommen, um sich in jeder Hinsicht zu versorgen. Dafür müssen andere arbeiten, denen gegenüber er sich nicht solidarisch verhält. Aber natürlich brauchen wir eine sanktionsfreie Mindestsicherung, um Hartz IV abzuschaffen. Aber ich möchte gern unterscheiden zwischen dem faulen Sprössling einer reichen Familie und Menschen die krank sind oder keine Arbeit entsprechend ihrer Qualifikation erhalten.

Über eine Bodenreform kann man nachdenken, aber sie ist zur Zeit nicht mein erstes Anliegen. Es wird höchste Zeit, dass wir in der Landwirtschaft endlich genossenschaftliche Strukturen durchsetzen, weil die Selbstausbeutung in den Bauernhöfen unerträglich groß geworden ist.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Gysi