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Gregor Gysi
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Frage von H.P. H. •

Frage an Gregor Gysi von H.P. H. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Neues Wahlgesetz

Sehr geehrter Herr Dr. Gysi ,
wollen Sie nicht die notwendige Überarbeitung des Wahlgesetzes dazu nutzen, etwas mehr Demokratie nicht nur zu wagen, sondern zu schaffen?
Jetzt hat der Wahlbürger nur die Möglichkeit, das Zahlenverhältnis der Parteien im Bundestag zu bestimmen. Welche Personen gewählt werden, bestimmen die Parteien zum einen über die Landeslisten, zum anderen gibt es bei den Direktkandidaten nur jeweils den Einen pro Partei, den diese festgelegt hat. Wie (wenig) demokratisch die Festlegung der Kandidaten innerhalb der Parteien abläuft, muss hier nicht beleuchtet werden. Aber bewusst oder unbewusst wahrzunehmen, dass man nur die Wahlvorschläge der Parteien und sonst nichts wählt, kann maßgeblich zur wachsenden Wahlmüdigkeit beigetragen haben.

Mein Vorschlag:
1. Jede Partei muss in jedem Wahlkreis, in dem sie antritt, zwei Kandidaten stellen.
2. Der Kandidat mit den meisten Stimmen bekommt wie bisher das Direktmandat
3. Die Stimmanteile der übrigen Kandidaten werden mit der prozentualen Wahlbeteiligung multipliziert und die Resultate daraus ergeben von hoch nach niedrig die Landeslisten der Parteien.

Vorteile:
1. Mehr innerparteiliche Demokratie
2. Keine Quotenfrauen, etc. mehr nötig. Wenn die Parteien eine Frau und einen Mann aufstellen, entscheidet der Wahlbürger
3. Mehr Demokratie, weil die Wahlbürger entscheiden, welche Personen in den Bundestag kommen. Die ihnen nicht zustehende Macht der Parteien wird eingeschränkt
4. Wieder zur Wahl zu gehen, wird interessanter
5. Die Zahl der Überhangmandate könnte zurückgehen

Nachteile:
Keine außer der eingeschränkten Macht der Parteien.

Leider bin ich mir bewusst, dass keine der Parteien diesen Vorschlägen Beachtung schenken wird, weil es für sie eine teilweise Selbstentmachtung bedeutete.

H.P. Hollwege

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau/sehr geehrter Herr Hollwege,

Ihre Nachricht vom 28. Juli hat mich erreicht.

Ich schlage vor, dass man neben seiner Stimme für die Direktkandidatin bzw. den Direktkandidaten und der Zweitstimme für die Liste einer Partei die Möglichkeit erhält, auf dieser Liste bis zu drei Personen anzukreuzen. Dann müssen die Kandidatinnen und Kandidaten nicht nur eine Nähe zu Ihrer Partei herstellen, sondern auch zu den Bürgerinnen und Bürgern, weil ihnen allein die Wahl der Liste nichts nützte, wenn sie nicht selbst angekreuzt werden. Das machte die Abgeordneten unabhängiger und das Parlament demokratischer.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi

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