Frage an Gregor Gysi von dirk s. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Dr. Gysi,
ich wende mich heute an sie weil ich das Gefühl habe bei den etablierten Parteien
nicht ernst genommen zu werden.
Zu meiner Person: Ich bin 52 Jahre alt und leide an einer schweren vererblichen
Stoffwechselerkrankung die mein Leben seit frühster Kindheit bestimmt. Ich wurde
relativ früh mit Psychopharmaka vollgestopft. Daraus ergab sich eine Medikamenten-
abhängigkeit die insgesamt drei Klinikaufenthalte von jeweils vier Monaten verursachte.
Mein Oma konnte sich meinen Zustand nicht mehr länger mit ansehen und gab mir den
Rat es mit Cannabis zu versuchen, da ihre Mutter , meine Uroma die selbe Erkrankung
hatte wie ich und die damals mit Cannabis behandelt wurde mit Erfolg. Nachdem ich den Rat meiner Oma befolgte ging es mir nach ca. zwei Monaten erheblich besser. Ich war in der Lage am gesellschaftlichen Leben wieder teilzuhaben. Sein nunmehr dreißig Jahren konsumiere ich Cannabis in dieser Zeit war ich trotz meiner schweren Erkrankung in der Lage drei Berufe zu erlernen, ein Familie zu ernähren und meine Kinder groß zuziehen. Leider muss ich Cannabis auf dem Schwarzmarkt erwerben denn selbst wenn ich Chancen hätte als Cannabispatient anerkannt zu werden hätte ich nicht die Geldmittel für die hohen Apothekenpreise in Deutschland ( ca. 80Euro für 5 Gramm) zur Verfügung das wäre eine monatliche Belastung von 400-500 Euro. Krankenkassen beteiligen sich ja nicht an den Kosten weil es Illegal ist. Das billigste wäre natürlich der
Eigenanbau. Die Gefahren die vom Schwarzmarkt ausgehen werden meiner Meinung
nach von der Politik vollkommen unterschätzt.
Gibt es Möglichkeiten meine Medizin aus der Illegalität zu holen?
Gibt es eine Möglichkeit mein Problem und das aller Cannabispatienten Öffentlich zu machen denn ich glaube das die Öffentlichkeit nicht weiß wie die Politik mit kranken Menschen umgeht?
Geben sie z.B einer Sammelklage vor dem BVG eine Chance?
Vielen Dank für ihre Mühe
Dirk Scheschonka
Sehr geehrter Herr Scheschonka,
Ihre Nachricht vom 5. April hat mich erreicht.
Seit langem beantragen wir die Freigabe von Cannabisprodukten, auch um den ganzen Markt zu entkriminalisieren.
Selbstverständlich könnte man erneut versuchen, eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts herbeizuführen. Allerdings müssten Sie zunächst den normalen Rechtsweg gehen, bevor Sie eine Verfassungsbeschwerde erheben können. Sie sollten sich dafür eine geeignete Anwältin bzw. einen geeigneten Anwalt suchen, die bzw. der in der Lage und bereit ist den gesamten Weg mit zu verfolgen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi