Frage an Gesine Lötzsch von Matthias B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Hallo Frau Lötzsch,
in Charlottenburg-Wilmersdorf liegt aus meiner Sicht ein Schlüssel zur fundamentalen Befriedung der deutsch-russischen wie auch der innerdeutschen Beziehungen. Ich empfinde, dass es den II. Weltkrieg mit seinem für Berlin unerfreulichen Ende mit der Teilung Berlins, der Kapitulation in Karlshort, dem Potsdamer Vertrag und der Stasi-Zentrale in Hohenschönhausen ohne den vorlaufenden radikalgenozidalen Völkermord des Generalplan Ost aus Dahlem und Halensee ab Ende 1939 nicht gegeben hätte.
Am 9. 5.ist auf dem Kudamm 140 die erste deutsche Informationsstelle zum Generalplan Ost aufgestellt worden. Obgleich die ns-Siedlungsplanungen auch die Germanisierung der baltischen Staaten, Westrusslands und der Ukraine einschl. des Krim-Cherson Gebietes vorsahen, ist auf der entsprechenden Landkarte mehr als die Hälfte des Planungsraumes einfach weggeschnitten und die entsprechenden Botschaften nie gefragt worden.
Ein weiterer, noch nicht gekennzeichneter NS-Täterort ist die Hardenberstr. 29a, als historischer Sitz einer SS-Archivalien- und "Beutekunst"-Sammelstelle des Auswärtigen Amtes. Ende 1939 eingerichtet, wurden dort mehr als 300.000 registrierte Einzelstücke besonders aus der besetzten Sowjetunion gelagert und in kl. Ausstellungen gezeigt. Während der deutschen NS-Okkupation sollen in Russland etwa 200 Museen bzw. in der besetzten SU 400 Museen samt Depots vollständig zerstört worden sein sollen.
Frage: Wie kommt es, dass offenbar auch so wichtige Oppositionsparteien wie DIE LINKE diese Dinge tolerieren? Kann es eventuell sein, dass antirussische und antislawische Grundemotionen auch zum Kernerbe des wiedervereinigten Deutschland gehören und gleichwertig in beiden Landesteilen und in der Regeirung wie der Opposition prägend sind? Als ich Ende Januar angemeldet in Ihre Wahkkreissprechstunde kam, um für ein neues Gedenkzeichen zu werben, wurde das Gespräch leider verweigert, was mich sehr enttäuscht hatte.
Matthias Burchard
Berlin
Sehr geehrter Herr Burchard,
vielen Dank für Ihre Mail. Ich finde es gut, dass Sie sich um Informationsstellen zum Generalplan Ost bemühen. Wie Sie wissen, habe ich Ihr Anliegen über viele Jahre unterstützt. Dass Sie bei einer Sprechstunde nicht mehr zum Zuge kam, lag nicht daran, dass ich nicht mit Ihnen sprechen wollte. Ich musste nach der zweistündigen Sprechstunde zu einem weiteren Termin. Deshalb hatte ich meinen Mitarbeiter gebeten, mit Ihnen über Ihr Projekt zu sprechen. Er hat Sie über die begrenzten Möglichkeiten, die wir haben, informiert.
Mit freundlichen Grüßen
Gesine Lötzsch