Frage an Gesine Lötzsch von Karl-Heinz S. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrte Frau Dr. Lötzsch,
mit Besorgnis nehme ich zur Kenntnis, dass die Taliban in Afghanistan auf dem Vormarsch sind. So die Süddeutsche Zeitung.
Persönlich hatte ich immer die Befürchtung, dass bei den Hurra-Beschlüssen des Bundestages vergessen wurde, dass Afghanistan vor 2400 Jahren zum letzten Male besetzt und befriedet wurde. In den verschiedenen Zeitaltern, versuchten die jeweiligen Supermächte wie Rom, Grossbritannien, zuletzt die Sowjetunion mit aller Militärmacht und allen überlegenen Waffen das Land nachhaltig in ihren Besitz zu bringen. Ohne Erfolg.
Übrigens war der letzte Eroberer Afghanistans Alexander der Grosse, der selbst in vorderster Front an den Kämpfen seiner Armee teilnahm. Man wünscht sich das heute als Pflicht derer, die junge Soldaten in ein zweifelhaftes Unternehmen schicken, viele Kriege würden wohl nicht geführt.
Haben die Abgeordneten des Bundestages auch bedacht, dass eine modern ausgerüstete Armee mehr als Erstschlagtruppe, denn als Armee für einen Abnutzungskrieg und Guerillakrieg gegen ein zu allem entschlossenes und kampferprobtes Volk geeignet ist. Der Ruf nach Verstärkung der NATO-Truppen auf 80.000 Mann zeigt eigentlich alles.
Die vollmundigen Verlautbarungen der ISAF und OEF-Truppen, dass die Taliban geschlagen seien - da war der Wunsch wohl der Vater des Gedanken. Ich bin sogar der Meinung, dass die Nato-Truppen von Anfang an schon verloren hatten, da sie sich nicht im klaren waren, dass Ihr Gegner kein Häufchen Turbanträger ist, sondern eine kampferprobte Guerillaarmee mit ausreichenden finanziellen Mitteln.
Meine Fragen an Sie:
1. Besteht ein Notplan, dass, falls die Taliban weiter an Boden gewinnen und eventuell die deutschen Truppen überrennen, um die Soldaten aus dem Land zu holen? Und wenn nicht, warum?
2. Besteht eine Überlegung, wie man den Imageschaden der NATO im Falle einer Niederlage begrenzen kann? Denn dass das ein fatales Signal wäre, darin sind wir uns ja einig.
Mit allen guten Wünschen für Sie
Karl-Heinz Stock
Sehr geehrter Herr Stock,
die LINKE hat gegen die Verlängerung des Einsatzes der Bundeswehr in Afghanistan gestimmt. Dieser Einsatz löst keine einziges Problem. Im Gegenteil er schafft immer wieder neue Probleme. Die Bundesregierung hat die Lage völlig falsch eingeschätzt und traut sich nicht, die richtigen Schlussfolgerungen aus diesen Fehlern zu ziehen. Um das Image der NATO macht ich mir weniger Sorgen. Mich beschäftigt mehr, dass unschuldige Menschen in diesem Krieg sterben müssen, weil die regierenden Politiker nicht bereit sind, aus ihren Fehlern zu lernen.
Mit freundlichen Grüßen
Gesine Lötzsch