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Gesine Lötzsch
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Frage von Bernd H. •

Frage an Gesine Lötzsch von Bernd H. bezüglich Recht

Sehr geehrte Frau Dr.Lötzsch

Ich würde gern etwas über Ihren Einsatz zur Abwehr rechtsradikaler Angriffe und Bedrohungen in unserem Stadtteil, erfahren

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DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Hensel,

vielen Dank für Ihr Interesse an meiner Wahlkreisarbeit. Der Rechtsradikalismus in meinem Wahlkreis Lichtenberg hat schon vor geraumer Zeit eine Vielzahl von Bürgerinnen und Bürgern alarmiert, sodass ich bei meinen vielfältigen Vorhaben breite Unterstützung gefunden habe. Es handelt sich dabei mit Sicherheit um einen der wichtigsten Aspekte meiner Arbeit in Lichtenberg.

Mein aufwändigstes, aber bei weitem auch erfolgreichstes Projekt zu diesem Thema habe ich in den vergangenen vier Jahren einmal jährlich durchgeführt. Es wurde in jedem Jahr ein Wettbewerb ausgeschrieben, bei dem junge Menschen ihre häufig selbstständig oder in Gruppen entwickelten Projekte zum Thema Wie begegne ich Rechtsradikalismus in meinem Umfeld? eingereicht haben. Die überaus kreativen Ideen waren beeindruckend. Die Erstplazierten, in der Regel zwischen 15 und 20 Jugendliche pro Jahr, fuhren bzw. fahren auf eine Bildungsreise. Einmal führte die Reise auf den Spuren der Partisanen nach Norditalien, ein weiteres Mal auf denen der Widerstandskämpfer nach Belgien und einmal auf denen der Landung der Alliierten Truppen nach Oradur (Frankreich). In diesem Jahr wird Nordspanien bereist. Vor Ort soll es neben den Besichtigungen der historischen Schauplätze auch ein Treffen mit Interbrigadisten geben, die sich dem faschistischen System Francos zur Wehr gesetzt haben. Um auch in Zukunft diesen Wettbewerb durchführen zu können, habe ich den Verein Zivilcourage vereint e.V. gegründet. So oft es irgendwie möglich war, habe ich bei der Umsetzung dieser Projekte meine Unterstützung gewährt. So soll ein brillantes Theaterstück im Theater an der Parkaue zeitnah aufgeführt werden.

Im vergangen Jahr erstellte ich ein Taschenbuch mit dem Titel Was tun gegen Rechtsextremisten? Es soll Antworten auf Fragen geben wie „Was kann oder sollte ich tun, wenn ich einem Rechtsextremisten auf der Straße begegnet?“ oder „Kann ich deren Parolen überhaupt mit Argumenten begegnen und wenn ja mit welchen?“ Vereinfacht gesagt, versucht es Fragen couragierter Menschen zu beantworten, die gern aktiv Widerstand gegen die Ausbreitung dieses Gedankengutes leisten wollen. Das Taschenbuch kann kostenlos in meinem Bundestags- oder Wahlkreisbüro bestellt werden.

Des Weiteren forcierte ich am 19.12.2006 ein in der Presse angekündigtes solidarisches Döneressen. Den Anlass gab ein rechtsextremmotivierter Überfall auf den Besitzer eines Bistros in der Weitlingstraße. Mit vielen Bürgern aller Altersklassen gemeinsam wurde so ein Zeichen gesetzt, dass es in Lichtenberg kein Platz für Rechtsextreme gibt. Häufig organisiere ich selbst oder nehme an Informationsveranstaltungen zu diesem Thema teil. In der letzten Woche hat Evrim Baba, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, unter dem Titel 18/88 – Kein Anschluss unter dieser Nummer! Menschen informiert und zum stetigen Widerstand aufgefordert.

Ich unterstütze Solid und die junge Linke beim Aufstellen der „braunen Punkte“. Hier können alle Menschen ihren Müll, der ihnen beim vorbeigehen an NPD-Ständen aufgedrängt wurde, entsorgen. Ich lese am 10. Mai im Rahmen der Bücherlesung auf dem August-Bebel-Platz und lade dazu regelmäßig Schulklassen aus dem Wahlkreis ein, sich an diesem obligatorischen Programmpunkt in jedem Jahr zu beteiligen. In der nächsten Woche begleite ich eine Schulklasse nach Sachsenhausen, um vor Ort das Museum auf dem Areal des ehemaligen KZ zu besichtigen. Im Anschluss ist ein Gespräch mit einem Überlebenden geplant.

Ich bitte Sie um Ihr Verständnis, dass ich Ihnen nur eine kleine Übersicht meiner Aktivitäten im Kampf gegen Rechtsextremisten an dieser Stelle bieten kann. Ich möchte Ihnen aber versichern, dass ich, unterstützt von vielen Bürgerinnen und Bürgern, insbesondere um die Köpfe der jungen Menschen im Bezirk kämpfe. Nur so kann man langfristig den Rechten die Basis entziehen. Ich würde mich freuen, wenn Sie, Herr Hensel, aber auch jeder andere Lichtenberger, mich in meinem Engagement (weiterhin) unterstützen würde. Mit freundlichen Grüßen

Dr. Gesine Lötzsch, MdB

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