Frage an Gesine Lötzsch von Andreas M. bezüglich Innere Sicherheit
Sehr geehrte Frau Dr. Lötzsch,
ich würde gerne Ihre Meinung, Position und auch Maßnahme zum Thema "Vorratsspeicherung von Telekommunikationsdaten" wissen. Wie Sie sicherlich wissen, haben am 22. Januar d. J. 27 Verbände eine Gemeinsam Erklärung zum Gesetzesentwurf von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries veröffentlicht und den Entwurf entschieden abgelehnt. In diesem Gesetzesentwurf wird immerhin unterstellt, dass 80 Mio Bundesbürger Straftaten begehen werden und deshalb die Daten gespeichter werden müssen.
Mit freundlichem Gruß
Andreas Merkel
Sehr geehrter Herr Merkel,
vielen Dank für Ihre Frage. Die Fraktion DIE LINKE hat die Vorratsdatenspeicherung von Anfang an abgelehnt. Den Grund dafür haben Sie in Ihrer Frage bereits angedeutet: Ich bin in der Tat der Auffassung, dass die Vorratsdatenspeicherung einen nicht hinnehmbaren Eingriff in die Privatsphäre darstellt und gemeinsam mit anderen Maßnahmen wie der Anti-Terror-Datei oder der Online-Durchsuchung den Weg in den Schnüffelstaat ebnet. Darin sehe ich eine Bedrohung der Demokratie und der Grund- und Bürgerrechte.
Die Vorratsdatenspeicherung ist ein besonders drastischer Fall des Schnüffelwahns der Bundesregierung, denn sie hebt damit die Unschuldsvermutung auf. Damit gerät jede und jeder in die Fänge von Polizei und Geheimdiensten. Egal, ob man sich etwas hat zu Schulden kommen oder nicht.
Meine Fraktion und ich haben in den letzten Monaten versucht, mit zahlreichen parlamentarischen Initiativen gegen die Vorratsdatenspeicherung vorzugehen. So haben die Abgeordneten der Linken einen fraktionsübergreifenden Antrag unterzeichnet, der sich gegen die Vorratsdatenspeicherung wendet. Ein Gutachten, das meine Fraktion in Auftrag gegeben hat, zeigte zudem klar, dass eine verfassungskonforme Umsetzung der Vorratsdatenspeicherung nicht möglich ist. Auf Grundlage dieses Gutachtens haben wir beantragt, die Vorratsdatenspeicherung nicht umzusetzen. Darüber hinaus unterstützen wir die mehr als 10000 derzeit anhängigen Klagen gegen dieses Gesetz und halten ständigen Kontakt zu zahlreichen Fachleuten, vereinen und Initiativen, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen.
Falls Sie detailliertere Informationen zu unseren Initiativen zu diesem Thema wünschen, kann ich Ihnen gerne ein Informationspaket zusenden.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Gesine Lötzsch