Frage an Gesine Lötzsch von Sabine F. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Lötzsch,
meine jüngste Tochter besucht seit August diesen Janres die 7. Klasse eines Gymnasiums in unserer Region. Bei einem Blick auf ihren Stundenplan stelle ich nun fest, dass sie je eine Stunde Biologie und Physik in der Woche hat, dafür jedoch 2 Stunden des neuen Pflichtfaches Ethik. Angesicht der schlechten Ergebnisse deutscher Schüler bei der Pisa-Studie stellt sich mir die Frage, wie sinnvoll es ist, Erziehungsrückstände, die in der Gesellschaft und in Elternhäusern auftreten, auf die Schule abzuwälzen und welche Chancen mein Kind haben wird, wenn es zwar geforderte Lerninhalte im Fach Ethik brav wiedergibt, dafür aber in den Naturwissenschaften hoffnungslos hinter Gleichaltrigen anderer Bundesländer / Länder zurückbleibt? Meine Frage, ist nun:
Welche Haltung haben Sie, bzw. die Partei die Sie vertreten zur aktuellen Bildungspolitik in Berlin?
Welche Maßnahmen werden ergriffen, um Schülerinnen und Schüler, sowie Lehrerinnen und Lehrer und sonstige Beschäftigte in den berliner Schulen vor Übergriffen zu schützen?
Haben Sie sich vor der Abstimmung über das neue Schulgesetz vor Ort, also an Schulen der Region über die aktuelle Lage, bzw. über Probleme oder Meinungen der Schülerinnen und Schüler und Lehrerinnen und Lehrer informiert?
Sehr geehrte Frau Fischer,
als Mitglied des Deutschen Bundestages bin ich nicht in der Lage, mich direkt an parlamentarischen Abstimmungen zu Bildungsinhalten der Stadt Berlin zu beteiligen. Bildung im Allgemeinen fällt in den Kompetenzbereich des Landes Berlin. Als Mitglied der Berliner Linkspartei und als Mitglied des Bundestages beteilige ich mich natürlich aktiv an den politische Diskussionen zu der Frage der Bildung. Die Naturwissenschaften halte ich zweifelsfrei für sehr wichtig, möchte aber das Fach Ethik an dieser Stelle gegenüber Vorbehalten verteidigen. Ethik ist die Lehre vom verantwortlichen Handeln innerhalb des mitmenschlichen Seins, so oder mit ähnlichem Wortlaut ist es in den verschiedenen Lexika nachzulesen. Betrachtet man nun die wachsende Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen, die Amokläufe an deutschen Schulen oder die Bitte des Direktors der Rütli-Schule um Auflösung derselben, dann zweifle ich den Bedarf nach einem solchen Fach nicht an. Vielmehr sollte es im gesamten Bundesgebiet eingeführt werden. Das Pflichtfach Ethik soll, um zu Ihrer zweiten Frage zu kommen, genau diese Gewaltbereitschaft in den Schulen senken, zu einem friedlichen und freundlichen Miteinander führen und somit eine Verbesserung des Lernklimas hervorrufen. Durch allgemein verbesserte Bedingungen innerhalb der Schule führt das zu einer Steigerung der Leistungen in allen Fächern. Sie stellten die Frage inwiefern es sinnvoll sei, das Versagen des Elternhauses und der Gesellschaft bei der Erziehung nun auf die Schule abzuwälzen. Die Schule _ist_ Teil der Gesellschaft und spielt, das kann niemand bestreiten, eine wichtige Rolle in der Entwicklung junger Menschen. Nicht nur Biologie oder Physik, sondern "Den ganzen Menschen bilden".
Schwache Schulleistungen Berliner Schüler, können meiner Meinung nach nicht ausschließlich durch eine weitere Stunde Biologie und Physik verbessert werden. Die Linkspartei hat ein Konzept mit dem Namen "Skandinavisch-schlau" entworfen. Kern dieses Konzeptes ist ein gemeinsames Lernen aller Schüler bis zur 10. Klasse bzw. 12 Klasse, eine Verbesserung der Lehrkräftesituation an den Schulen und eine bessere Abstimmung der Lehrpläne der verschiedenen Fächer. Ich interessiere mich sehr für die Bildungseinrichtungen im Bezirk Lichtenberg. Seit einigen Jahren bin ich auch Mitglied der Schulkonferenz eines Lichtenberger Gymnasiums, erst als Elternvertreter, jetzt als externes Mitglied. Im vergangen Jahr habe ich ca. 27 Schulen, Kindergärten und die Fachhochschulen besucht. Vor Ort spreche ich mit den Schuldirektoren und Lehrern und werde, wann immer es möglich ist, aktiv. Um nur ein Beispiel zu nennen: Die Barther Straße vor der 10. Grundschule wurde früher häufig als Abkürzung genutzt. Das Verkehrsaufkommen stieg zu Stoßzeiten dramatisch an, wodurch besonders die jungen Schüler gefährdet wurden. Durch meine Initiative hat sich die Bezirksverordneten Versammlung mit diesem Thema befasst und der der Bau- und Verkehrsbehörde mit der Schaffung einer verkehrsberuhigenden Zone beauftragt.
Ich habe mich also "über Probleme oder Meinungen [...] der Lehrerinnen und Lehrer informiert" und werde das auch in Zukunft tun.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gesine Lötzsch, MdB