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Gesine Lötzsch
DIE LINKE
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Frage von Martin S. •

Frage an Gesine Lötzsch von Martin S. bezüglich Finanzen

Sehr geehrte Frau Dr.Gesine Lötzsch,

in einem Ihrer Komentare zu der Person unserers derzeitigen Bundesräsidenten Herr Wulf konnte ich folgende Äußerung von Ihnen lesen :"Gesine Lötzsch, Parteivorsitzende der Linken sagte nach dem Interview, Wulff habe „ein gestörtes Verhältnis zur Presse, zur Wahrheit und zum Geld“.

So weit so gut.

Könnten Sie so freundlich sein, und mir die von Ihnen genannten Begriffe "Presse", Wahrheit und Geld definieren?

Vor Allem möchte ich sie bitten, den Begriff "Geld" zu definieren.

Damit sie die Möglichkeit haben, Ihre Antwort, die Sie mir als Wähler und Steuerzahler natürlich mit Freude zukommen lassen, so präzise wie möglich zu verfassen, möchte ich die Frage in Teilfragen untergliedern.

1) Was ist Geld?
2) Wie funktioniert Geld?
3) Wie entsteht Geld?
4) Warum ist Geld Systemrelevant und kann nicht substituiert werden, wie fast alle anderen Waren, die täglich gebraucht, verbraucht und gehandelt werden?

Vielen herzlichen Dank für Ihre Antwort, auf die ich mich wirklich freue.

Martin Schreeder

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Schreeder,

gerne beantworte ich Ihre Fragen im Namen von Frau Lötzsch und verweise dabei auf für jedermann zugängliche Quellen. Das Thema Geld, so global wie Sie es auch behandelt sehen wollen, gibt Stoff für unzählige wissenschaftliche Abhandlungen, Dissertationen und Habilitationen. Sie werden Verständnis haben, wenn ich in diesem Rahmen nur sehr verkürzte Antworten geben kann. Weiterführende Literatur steht Ihnen in jeder Bibliothek und auch im Internet reichlich zur Verfügung.

1.)
Geld wird als ein Zwischentauschmittel beschrieben, das sich von anderen Tauschmitteln dadurch unterscheidet, dass es nicht unmittelbar den Bedarf eines Tauschpartners befriedigt, sondern auf Grund allgemeiner Akzeptanz zu weiterem Tausch eingesetzt werden kann.

2.)
In der Volkswirtschaftslehre werden im Wesentlichen drei Funktionen des Geldes unterschieden:
Geld hat Zahlungsmittelfunktion. Unter einem Tausch- oder Zahlungsmittel versteht man ein Objekt oder auch ein erwerbbares Recht, das ein Käufer einem Verkäufer übergibt, um Waren oder Dienstleistungen zu erwerben. Geld vereinfacht den Tausch von Gütern und die Aufnahme und Tilgung von Schulden.
Geld ist ein Wertaufbewahrungsmittel. Um diesen Zweck erfüllen zu können, muss es seinen Wert dauerhaft behalten können.
Geld ist Wertmaßstab und Recheneinheit. Der Wert einer Geldeinheit wird als Kaufkraft bezeichnet.

3.)
Papiergeld kann ohne größere Kosten hergestellt werden kann, daher ist es in Verbindung mit einem Banknotenmonopol und auf dem Wege der Erklärung von Papiergeld zum gesetzlichen Zahlungsmittel möglich, es im Übermaß in Umlauf zu bringen. Dies führt zu Preissteigerungen und einem Kaufkraftverlust des Geldes.

4.)
Schafft man Geld ab, so folgt aus der Definition von „Geld“, dass es dann kein Zwischentauschmittel mehr gäbe, mithin man zum Tauschgeschäft zurückkehren müsste, um den Bedarf an Gütern, Dienstleistungen etc. zu befriedigen. Die Rückkehr zum Tauschgeschäft und somit die Versorgung aller Menschen müsste durch heutige Möglichkeiten zur schnellen und ausreichenden Produktion und Lieferung notwendiger Waren eigentlich möglich sein. Dem steht entgegen, dass das Tauschmittel Geld mittlerweile als Ware betrachtet wird, sodass zum Beispiel die Grundversorgung des einzelnen Menschen nicht direkt gesichert wird, sondern die Versorgung indirekt durch Löhne, Sozialleistungen etc. gesichert wird.

Und geht man zurück zur Entstehungsgeschichte des Geldes, so wird man feststellen, dass Geld aus dem Willen der Menschen heraus entstanden ist, keine komplizierten Tauschgeschäft mehr erledigen zu müssen.

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