Frage an Gerhard Schick von Rainer P. bezüglich Umwelt
Lieber Herr Schick,
ich habe diesen Samstag mit meiner Gattin Al Gores´Film mit Interesse gesehen. Ein wirklich interessanter Film, wenn man von der sich so oft wiederholenden Szene: Al, der Gute, vor dem Macbook... absieht. Egal, es ist wichtig, solche Filme zu zeigen.
Die anschließende Diskussion, abgesehen von wenigen missionarischen Vegetariern und Kapitalismushassern (ich habe damit kein Problem, da ich kein Fleisch esse und ein alternder 68ger bin), zeigte die Betroffenheit und die Ratlosigkeit der Mehrheit der Teilnehmer. Hier möchte ich ansetzen. Hinweise auf Ökostrom, also praktische Ansätze für den Einzelnen brauchen wir, keine Slogans, sondern konkrete Argumente und Aktionen.
Da fand´ ich Ihre persönliche Erklärung zum (gegen) den Atomstrom nicht so gelungen. Die Reaktorsicherheit und die Gefahr eines terroristischen Anschlags (bis jetzt ein Phantom der Angstmacher) sind wohl die geringeren Risiken. Die Abfallbeseitigung des Atommülls sind das eigentliche Problem. Ökonomisch, wie auch ökologisch betrachtet, steckt hier die Veranwortungslosigkeit. Das kam bei Ihnen zu kurz.
Vielleicht wäre es sinnvoll konkret darauf hinzuweisen, daß eine Zukunft für uns nur dann möglich ist, wenn wir verstehen lernen, daß ohne ökologischen Fortschritt kein Fortschritt, d.h. auch kein ökonomischer, möglich ist. In diesem Licht die heutigen, sich perverierenden, Entwicklungen auf dem Kapitalmarkt (Shareholder values, Hedgefonts etc.) anzusehen und mit einem kritischem Konsumverhalten zu reagieren, scheint mir eine der sinnvollsten Möglichkeiten.
Hier sollten Sie als Grüner ansetzen. Geben Sie uns Argumente, konkrete, durchdachte Lösungsansätze. Wir sind die Slogans leid in der Politik. Asiatische Autos kaufen hilft auch nicht. Warum spricht keiner mehr über die Hydrogentechnologie?
Bitte werten Sie meinen Brief nicht als Angriff, sondern als den stillen Aufschrei eines Menschen, der eine gewissen Zusammenhang zwischen Sein, Sagen und Handeln in seinem Leben sucht.
Sehr geehrter Herr Pusch,
vielen Dank für Ihre Anregungen. Sie haben Recht, gegen die Atomkraft sprechen nicht nur die Reaktorsicherheit und die Gefahr terroristischer Anschläge, sondern auch die Lagerung des Atommülls. Darüber hinaus besteht auch bei der Uranaufbereitung ein hoher CO2-Ausstoß, so dass die CO2-Neutralität von Atomstrom eine Mär ist.
Ich habe bei meinem Statement nach dem Al Gore-Film die Sicherheitsrisiken der Kraftwerke in den Vordergrund gestellt, weil ich an Al Gores Kritik an der Politik von George W. Bush angeknüpft habe. Diese bestand gerade darin, nur Sicherheitspolitik zu betreiben, aber andere Probleme wie den Klimawandel dabei aus den Augen zu verlieren. Ich teile Ihre Ansicht, dass die Atommüllproblematik gravierend ist.
Ich denke, konkrete Hinweise zu alternativen Handlungsweisen sind bei dem Kinonachmittag einige genannt worden: Ökostrom statt neues Kohlekraftwerk in Mannheim, ÖPNV und Fahrrad statt motorisierter Individualverkehr, höhere Energieeffizienz bei der Wärmeerzeugung, Energiesparlampen, keine Stand-by-Schaltungen, ... In diesem Sinne sind wir alle gefordert, uns gegen den Klimawandel zu stemmen. Das alles wird auch ökonomisch von Vorteil sein. Deshalb wird eine "grüne Marktwirtschaft" nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch erfolgreicher sein als die heutige Wirtschaftsordnung.
Mit freundlichen Grüßen
Gerhard Schick